Nachhaltige Eindrücke
Im Februar, wenn der Sohrawardy Udyan von der Ekushey-Buchmesse eingenommen wird, verwandelt sich Dhaka, Bangladesch, in ein literarisches Paradies. Stellen Sie sich quirliges Treiben an üppig mit Büchern beladenen Ständen vor, die lebhafte Atmosphäre und den Duft von frisch Gedrucktem. Mit Einzug des Frühlings, wenn die Blätter sanft fallen und der Kuckuck seinen Gesang anstimmt, treffen sich Fachbesucher und junge, blumengeschmückte, Hand in Hand schlendernde Buchliebhaber.
Bidhan Rebeiro ist ein bengalischer Schriftsteller, Filmwissenschaftler, Filmkritiker, Dokumentarfilmregisseur und Geschäftsführer der Konvergenzmedienplattform Songbad Prokash. Er lebt und arbeitet in Dhaka, Bangladesch.
Die Buchmesse Dhaka zeugt von der großen Wertschätzung, die Bangladesch der Literatur entgegenbringt. Die von der Bangla Academy organisierte einmonatige Veranstaltung, die sich über eine beeindruckende Fläche von 1,1 Millionen Quadratmeter erstreckt, empfängt jedes Jahr über 600 Verleger und Zehntausende von Besuchern.
Die "Ekushey Book Fair" – in Erinnerung an die Sprachmärtyrer von 1952 so genannt – hat einen besonderen Platz im Herzen der Bangladescher. "Ekushey" bedeutet im Bengalischen "21. Tag". Am 21. Februar 1952 opferten Rafiq, Salam, Barkat, Jabbar und zahlreiche andere ihr Leben, als sie die Anerkennung des Bengalischen als offizielle Staatssprache forderten. Dieses Ereignis löste die Unabhängigkeitsbewegung in Ostpakistan aus, die schließlich zum Befreiungskrieg von 1971 führte. Heute feiert die Ekushey-Buchmesse im Gedenken an diejenigen, die ihr Leben verloren haben, die Liebe zur Muttersprache.
Ekushey-Buchmesse @Bangladesh Tourism Board
Das offizielle Motto der Messe für 2024, "Bücher lesen, Land aufbauen, Bangabandhus Bangladesch", ist eine Hommage an Sheikh Mujibur Rahman, den Vater der Nation, liebevoll "Bangabandhu" genannt. Seine Tochter, Sheikh Hasina, ist die derzeitige Premierministerin von Bangladesch. In ihrer fünften Amtszeit in Folge ist sie die am längsten amtierende Premierministerin in der Geschichte Bangladeschs. Angesichts der einflussreichen Rolle von Sheikh Hasina und Bangabandhu erscheinen zur Buchmesse regelmäßig zahlreiche Bücher über sie. Wobei nur eine Handvoll dieser Bücher als fundiert und qualitativ hochwertig einzustufen sind. Wie üblich wurde die Buchmesse am 1. Februar von Premierministerin Sheikh Hasina eröffnet.
Auch wenn die Messe mit einer beeindruckenden Auswahl an Büchern aufwartet - im Durchschnitt mit täglich rund 100 Neuerscheinungen - sind nicht alle Perlen. Die Qualität der überwiegend aus Lyrik, Erzählungen und Romanen bestehenden Angebote ist sehr unterschiedlich. In der letzten Messewoche jedoch werden die Bücher von anspruchsvolleren Lesern gesichtet: Lehrende, Wissenschaftler, Schriftsteller und Studenten sorgen dafür, dass Qualität über Quantität triumphiert. Freitags und samstags strömen Familien auf die Messe und genießen die Aktivitäten während der "Shishu Prahar" (Kinderzeit). So nehmen Eltern, die in erster Linie einen Tagesausflug machen wollen, oft noch ein oder zwei Bücher für ihre Kinder mit.
Für Verleger erweist sich die Messe als Segen, denn in den letzten fünf Jahren wurden im Durchschnitt Bücher im Wert von etwa 60 Crore BDT (fast fünf Millionen Euro) verkauft. Die zentrale Lage der Messe ermöglicht es den Lesern, verschiedene Verlage zu besuchen, sodass sie eine zentrale Anlaufstelle für Literatur haben. In diesem Jahr hat die Messe jedoch einige Kritik einstecken müssen, insbesondere was die Zuteilung der Stände betrifft. Durch die Einrichtung einer U-Bahn-Station wurde allerdings die Erreichbarkeit verbessert, was zu einem Anstieg der Besucherzahlen führte. Leider blieb der Buchabsatz hinter den Erwartungen zurück und stieß Diskussionen über mögliche zukünftige Verbesserungen an.
Dennoch ist und bleibt die Ekushey-Buchmesse ein beliebtes Ereignis im Jahreslauf. Buchliebhaber nutzen die Gelegenheit, in die Welt der Literatur einzutauchen und mit Freunden und Bekannten darüber zu plaudern (eine bengalische Tradition, "Adda" genannt). So nahmen Bücherenthusiasten bei Ende der Messe am 2. März nicht nur ihre Einkäufe, sondern nachhaltige Erinnerungen an ein einmonatiges Fest der Bücher, der Kultur und der Gemeinschaft mit nach Hause.