Tungkong Langit + Alunsina
Es ist Sommer im globalen Norden (und Winter im globalen Süden), und im August bringt Literatur.Review beide zusammen und veröffentlicht bisher unübersetzte oder unveröffentlichte Geschichten aus dem Norden und Süden unserer Welt.
Allan N. Derain ist Autor mehrerer Bücher, darunter Iskrapbuk (UP Press), The Next Great Tagalog Novel at iba pang Kuwento (UP Press), Aswanglaut (Ateneo de Manila University Press) und Ang Banal na Aklat ng mga Kumag (Cacho and Anvil), die mit dem Carlos Palanca Memorial Grand Prize Award, dem Reader's Choice Award und dem National Book Award ausgezeichnet wurden. Er gab die Aswang-Anthologie May Tiktik sa Bubong, May Sigbin sa Silong heraus, die den National Book Award und Gintong Aklat Award erhielten. Als Assistenzprofessor an der Kagawaran ng Filipino und der Abteilung für Bildende Künste der Ateneo de Manila University unterrichtet er Kreatives Schreiben, Wertschätzung der Kunst und philippinische Literatur und ist derzeit auch Direktor des AILAP (Ateneo Institute of Literary Arts and Practices).
Der Hauptgott mit dem meteorähnlichen Wappen. Das ist Tungkong Langit. Er stolziert umher wie ein Hahn, der seinen Balztanz vollführt, auf die Frau zu, die ihm wankend ausweicht, weil sie Palmwein getrunken hat. Ist das Alunsina, mit Haaren so lang wie der mondschluckende Bakunawa? Ja, die einzige Gottheit neben Tungkong Langit. Eine Gefährtin im Ruhm, aber auch beim Trinken von Wein aus Kokosnuss-Saft. Die Strähnen ihres Haares gleichen Alugbati, dem Malabar-Spinat, der sich um Rumpf und Stangen von Bambus schlängelt. Sie scheinen ein Eigenleben zu haben. Und tatsächlich haben sie das, denn sie hielten sich an den Ästen und Stängeln fest, um nicht in den Abgrund zu stürzen, der unter dem Hain lauert, in dem diese Göttin vorbeikam. Denn diese schiefen Bambusstämme waren einst ihre Wege, in einer Zeit, in der es keine Zeit gab, in der nur sie beide den Umkreis des Nichts umstreiften.
So fest sie sich auch an diese länglichen Stangen klammerte, die Chefin verlor das Gleichgewicht, sobald ihr lüsterner Mann sie bestieg. Die beiden ringen miteinander, purzeln vom Weg weg und rollen auf die Dunkelheit und das Nichts zu, das sie erwartet.
Das jedoch niemals Dunkelheit oder Nichts war, obwohl es oft so beschrieben wurde. Ein Ort der ewigen Finsternis, eine nebelhafte Welt des Chaos. Denn es gibt keine Sprache, die die Dinge treffend beschreiben könnte. Nicht an jenem Ort und in jener Zeit, wo es nicht einmal einer Beschreibung bedurfte. Dennoch herrschte dort nicht Leere. An diesem Ort. In dieser Abwesenheit. Denn Meer, Land und Wolken überlagerten sich und verschmolzen unaufhörlich. Es gab Meeresregionen, die auf einer Wolke ruhten, und auf dieser Wolke befanden sich Seen, die Erweiterungen des Meeres waren, wo Vulkane wie Pilze aufschossen und Luft, Wasser und Elektrizität spien. Zur Ruhe gekommen, lagen sie so still wie der Kiel eines Bootes an einer Anlegestelle am Meer und ließen Venusmuscheln und Rankenfußkrebse bis zum Rand wachsen, bis sie erneut ausbrachen.
Hier waren Tungkong Langit und Alunsina die himmlischen Gastgeber. Ihre Lichtkränze erleuchteten den gesamten Weltkreis. Hinzu kamen geheimnisvolle fliegende Feuerkugeln, Santelmos genannt, die der Dunkelheit nachjagten und sich oft mit ihr verbanden. Die Santelmos paarten sich und brachten Heuschrecken zur Welt, die später die Bauern bedrohten, sobald sie gelernt hatten, in Felder und Plantagen auszuschwärmen. Nur gab es in dieser Welt weder Felder noch Plantagen, geschweige denn Landwirtschaft. Diese harmlosen Heuschrecken gingen also lediglich in den Vulkanen ein und aus, weil ihre Eltern sie an diesen Orten aufzogen, bis sie zu gesunden Santelmos herangewachsen waren. Bei diesem Hin und Her werden sie auch gern von Fröschen gefressen, sodass nicht alle zu Feuerbällen heranreifen.
Das war die Welt, die Alunsina zu lieben gelernt hatte. Sie suchte jeden Vulkan im Innern auf, und wenn sie müde wurde, setzte sie sich an den See und kämmte ihre langes Haar, das Banaag und Sikat hieß. Das dunkle Haar war Banaag und das grauweiße war Sikat. Früher waren es getrennte Namen, die später verbunden wurden.
Banaag und Sikat krabbelten ins Wasser, um mit den Fischen und den Polliwogs zu spielen. Dort waren sie prächtiges Gras, in dem kleine Lebewesen schwammen und sich versteckten. Sobald Alunsina scherzhaft fragte: "Wo versteckt sich die Schönheit des Sees?", teilten sich die Haarsträhnen augenblicklich und gaben den Weg frei auf das leuchtende Spiegelbild der weiblichen Gottheit.
So verbrachte Alunsina für gewöhnlich ihren ganzen Tag. Nicht, weil sie faul war, sondern weil es für sie in jener Zeit und an jenem Ort noch keine Arbeit gab. Es gab keine Körner zu zerstoßen, keine Öfen anzuzünden, kein Tuch zu waschen und zu trocknen, kein lästiges Unkraut zu jäten, kein Rätsel zu lösen, keinen Fortschritt voranzutreiben, kein Teil zu prüfen, kein Baby zu füttern, keinen Mais zu schälen, keine Zukunft zu planen, keinen Lernenden zu unterrichten, keine Unterwäsche zu flicken, kein Stück, das ganz sein musste, kein Problem zu lösen. Nicht weil diese Welt nichts hätte, sondern weil sie, wie bereits erwähnt, keine feststehenden Wörter hatte, um die Dinge zu bezeichnen. Aber trotz dieses Nichtvorhandenseins waren für Alunsina alle Dinge bedeutungsvoll, genauso wie das Kämmen ihrer Haare für sie stets voller Bedeutung war.
Für Tungkong Langit aber war diese Welt ein Gefängnis, und keinesfalls ein Paradies. Die Ordnung, nach der er verzweifelt suchte, konnte er darin nicht finden. Er erstickte daran, nichts Sinnvolles zu tun, wie gefangen in einem Haus, das in Trümmern liegt. Man will es in Ordnung bringen, aber das Haus gehört jemand anderem.
Bis eines Tages die Vision einer neuen Welt zu der rotschöpfigen Gottheit kam. Eine Welt, die noch nicht begonnen hatte, die er wie eine ferne Insel aus Dotter sah, umgeben von einem Meer aus weißem Schaum. Eine saubere weiße Seite, die darauf wartete, befleckt zu werden. Sie rief ihn wie eine Meerjungfrau einen jungen Fischer lockt und ihm dabei alle Vorzüge des Unterwasserreichs verspricht. Wege waren zu bahnen, für große Anfänge und wundersame, noch nicht unternommene Wagnisse. Er brauchte lediglich einen großen Schritt darauf zu.
Tungkong Langit beschloss, diesen großen Schritt zu wagen. Und Alunsina sollte mit ihm kommen. Also machte er sich sofort auf die Suche nach seiner Frau, die er an ihrem Lieblingsplatz am See fand.
"Aber warum muss ich mitkommen?", fragte die langhaarige Frau, die den Blick noch immer nicht von ihrem geliebten See abwenden konnte. "Du kannst gehen, wenn du musst. Du gehst, ich bleibe. Komm zurück, wann immer du willst."
Tungkong Langit starrte seine Frau an, als er für einen Moment sein neues Leben ohne sie erwog. Aufregende Aussichten, obwohl er wusste, dass er sie später vermissen würde, denn er konnte es nicht ertragen, sie aus den Augen zu verlieren.
"Ich kann dich nicht zurücklassen", erklärte die männliche Gottheit. Er schlug die sanfte Stimme von Rogelio de la Rosa an, jenem Star der Matinee-Vorführungen des philippinischen Kinos der 60er Jahre, und wechselte dann zu der des ehemaligen Diktators Ferdinand Marcos, der seine Art von Kriegsrecht ankündigte. "Wenn ich gehe und eine neue Welt erschaffe, müssen diese Welt, die ich zurücklasse, und diejenigen, die in ihr leben, verschwinden. Die neue Ordnung, die ich errichten werde, darf als einzige bestehen. Alle anderen Welten, die sich nicht daran halten wollen, müssen verschwinden. Denn es sollte keine andere Welt als meine geben."
"Warum denn nicht?" fragte Alunsina mit verschränkten Armen und einer stolzen Stimme wie Susan Roces, diese Filmkönigin aus den 60er Jahren, wenn sie mit ihrem Lieblingsschurken, dem Schauspieler Eddie Garcia, sprach. "Weil das ein Widerspruch in sich wäre."
"Ich mag Widersprüche."
"Es geht nicht darum, was wir mögen. Es geht darum, was gut und richtig ist. Es geht darum, was das Beste für alle ist."
Die weibliche Gottheit runzelte die Stirn. Sie verstand nicht, wer diese "alle" waren. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur sie beide. Es sei denn, ihr Mann verheimlicht etwas.
In Tungkong Langits Kopf jedoch existieren noch andere als "alle", und obwohl sie noch nicht existieren, bedeutet das nicht, dass sie weniger real waren, da er sich ihrer gerade jetzt bewusst ist.
"Wie kann ich von Nutzen sein, wenn ich mit dir komme?" Alunsina wandte sich an ihren Mann, als sei sie bereit, mit ihm zu kommen.
"Ich werde ein weiteres Auge brauchen, um die Dinge neben mir zu sehen", antwortete Tungkong Langit.
"Ach, du willst mich zum Zuschauer machen! Kann ich nicht die gleiche Arbeit machen wie du?", fragte Alunsina.
Die männliche Gottheit war von ihrer Frage überrascht. "Willst du dir das wirklich antun, meine Liebe? Bist du der Aufgabe gewachsen? Vergiss nicht, dass sogar Reiskuchen verkocht werden, wenn in der Küche zu viele mitmischen."
"Reiskuchen backen ist eine andere Geschichte, Lando", denn so nennt sie ihren Mann. Lando. "Sag mir einfach klipp und klar, dass du mir nicht vertraust."
"Ich will nicht, dass du dich abmühst. Du bist nicht an Arbeit gewöhnt."
"Ich will aber arbeiten. Ich will wissen, was ich tun kann." Das Gesicht ihres Mannes verfinsterte sich.
"Warum kann ich nicht auch Schöpferin sein?" fuhr Alunsina fort, die nicht glauben konnte, was für ein jämmerliches Gesicht ihr Mann machte.
Tungkong Langit war nicht glücklich. Er wusste, dass das Ansinnen seiner Frau unausgegoren war. "Du verstehst nicht, um was du bittest, Ibyang", denn so nannte er seine Frau. Ibyang.
"Dann geh doch selbst! Du gehst hin. Ich bleibe hier. Jeder für sich." Alunsina sank auf den Grund des Sees, gefolgt von ihrem Haar, das so lang war wie der mondschluckende Bakunawa. Sie glitt in den tiefsten Teil des Sees, wo ihr niemand folgen konnte.
Das brauchte sie auch nicht zu fürchten, denn Tungkong Langit hatte nicht die Absicht, ihr zu folgen. Vielmehr sagte die rotschöpfige Gottheit: "Bathala ka!" "Bathala" bedeutet Gott; und "Bathala ka" bedeutete ursprünglich "Du bist ein Gott!", heutzutage aber auch "Tu, was du willst". Denn seine Geduld war am Ende. Und das war das erste Mal, dass diese Worte auf diese Weise verwendet wurden.
Er ging nach Hause, um sich für seine Reise zu rüsten. Nachdem er alles Nötige vorbereitet hatte, machte er sich auf den Weg. Er wartete nicht, bis seine Frau nach Hause kam, um sich zu verabschieden.
Auch wenn er in seiner Vision nur einen Schritt machen musste, um die andere Welt zu erreichen, wusste Tungkong Langit doch, dass dieser Ort in Wirklichkeit weit entfernt war. Also konnte er nur auf einer riesigen Meereskrabbe dorthin reiten.
Während der Reise schlief Tungkong Langit oben auf der Krabbe ein. Mitten im Nickerchen träumte er, dass er nicht die einzige Gottheit sei, die zu diesem Ort reiste, denn es gab eine ganze Karawane von ihnen. Verschiedene Gottheiten aus verschiedenen Mythologien und Religionen. Auch sie ritten auf ihren jeweiligen Riesenkrabben. Andere brachten sogar Schlammkrabben mit, weil sie die Seekrabbe nicht von einer Schlammkrabbe unterscheiden konnten. Eine wahre Götterwanderung. Alle mit der Absicht, eine neue Welt zu schaffen. Aber nur eine Traumwelt konnte Wirklichkeit werden, also wollte Tungkong Langit unbedingt als Erster dort ankommen, damit er vor den anderen das Tor schließen konnte. Er wusste, dass die anderen dasselbe vorhatten. Aber leider war seine Krabbe nicht die schnellste im Rennen.
Gott sei Dank konnte er sich selbst in seinem Traum noch daran erinnern, dass er, Tungkong Langit, die einzig wahre Gottheit war. Abgesehen von Alunsina. Damit endete sein Traum.
Auch jetzt sehnte er sich nach seiner Frau. Ihrem breiten Hintern, den er so gerne bestieg. Und ihren Kurven, vom Busen bis zur Taille. Er fragte sich, wie es ihr wohl ginge. Ob sie nach Hause gekommen war. Und wenn sie zu Hause war, ob sie traurig gewesen war, als sie merkte, dass er weg war? Er wunderte sich, wie seine Frau ihn so leicht aufgeben konnte. Wären die Dinge anders gelaufen, wenn er zärtlicher zu ihr gewesen wäre? Großzügiger und fürsorglicher? Wenn er es zugelassen hätte, dass auch sie auf ihn stieg, anstatt dass er immer sie bestieg?
Aber zum Grämen war keine Zeit, ermahnte er sich. Das stimmte, vor allem in dieser Zeit der Unzeit. Oder positiv ausgedrückt: in dieser Zeit ohne Zeit. (Warum also diese Worte in dieser Geschichte verwenden, wenn es die Zeit noch nicht gab? Antwort: Das ist eine Anomalie, eine Einschränkung der Sprache des Erzählens und nicht der Ereignisse, von denen erzählt wird. Eine andere Frage: Was machen Krabben und Heuschrecken hier, wenn die Tiere noch nicht erschaffen waren? Antwort: Diese Frage ist dieselbe wie die vorhergehende und kann auf dieselbe Weise beantwortet werden).
Kaum hatte Tungkong Langit den Ort erreicht, begann er mit seiner Arbeit. Er fing an, die Zeit zu formen. Seine Schöpfung wird dadurch bestimmt sein – eine Welt, die von der Zeit geprägt ist. Und durch ihn, den Vater der Zeit. Er wollte sein Werk in Zeit messen. Also zog er den Schmuck seiner Frau heraus – die Krone, dreizehn riesige Perlen, Diamanten und andere Edelsteine – und verteilte sie im Raum. Die Krone wurde zur Sonne. Die dreizehn riesigen Perlen wurden zu den dreizehn über die Galaxie verstreuten Monden, flankiert von Diamanten und Edelsteinen als Sterne der verschiedenen Konstellationen. Ihre Umdrehung, ihr Untergehen und ihr Aufgehen waren der Mechanismus der Zeit, nicht eine astronomische Uhr, die die Zeit anzeigt, sondern die Zeit selbst. Die Zeit würde stehen bleiben, wenn auch sie stehen blieben. Und Zeit, die anhält, ist Zeit, die aufgehört hat, Zeit zu sein.
Damit sie sich bei ihrer Rotation nicht reiben oder kollidieren, gab Tungkong Langit ihnen eine gewisse Spannung, nach der sie tanzen sollten, damit ihre Bewegung demselben Rhythmus, demselben Fluss folgen konnte. Aus diesem Grund tanzt die Zeit. Allerdings kann nicht jeder mit diesem Tanz mithalten, weil nicht jeder zuhört.
Tungkong Langit dachte, wenn Alunsina nur ihre Juwelen in dieser himmlischen Formation sehen könnte, würde sie sich vielleicht doch verleiten lassen, ihm zu folgen. Doch das geschah nicht. Denn das ganze Sternensystem, in all seiner Pracht, wurde von der anderen Welt mit einer tiefen, gleichgültigen Stille beantwortet.
Nach einigen tiefen Seufzern legte der Schöpfer eine weite Glasfläche unter den Himmel. Diese nannte er das Meer. Er tat dies im Gedenken an seine Geliebte, die es liebt, sich im Spiegel zu betrachten. Er hoffte, es würde eine Zeit kommen, in der das Meer das gleiche Bild einfangen könnte.
Dann beschloss Tungkong Langit, aus diesem Spiegel das Abbild seiner Frau hervorzubringen. Inmitten der ozeanischen Weite begann Land zu erscheinen. Tungkong Langit schuf Berge, Hügel, Täler, Buchten, Ebenen und Wüsten, gleich den kurvenreichen, üppigen Körpermaßen seiner Frau. Um die markantesten Ausprägungen ihrer Kurven nachzuzeichnen, durchzog er dann das Land mit Flüssen, Seen, Bächen, Quellen, Brunnen und Wasserfällen.
Tungkong Langit weinte, als er das Ergebnis seiner Arbeit sah. Vielleicht weinte er, weil er voller Freude über sein Werk war. Obwohl das Bild, das er gemalt hatte, nicht ganz dem Bild seiner verzweifelten Frau entsprach – denn die Schönheit der echten Alunsina lässt sich nicht einfangen – war das gesamte Festland von ihrer außergewöhnlichen Anmut gesegnet. Und er weinte, vielleicht auch, weil die Sehnsucht nach seiner Frau immer stärker wurde.
Als seine Tränen fielen wie Regentropfen, wurde das Land zum ersten Mal bewässert. Verschiedene Sträucher, Bäume, Blumen und Gräser wuchsen aus der durchnässten Erde. So nahm das irdische Bild der Frau Farbe und Duft an.
"Es fehlt noch Bewegung", verkündete Tungkong Langit. So besprengte der alleinige Schöpfer alles mit seinem Blut. Die roten Tropfen, die ins Wasser fielen, verwandelten sich in verschiedene Fischarten. Die Tropfen, die auf den Boden fielen, wurden zu laufenden und krabbelnden Tieren (ausgenommen Menschen, die später zu den schrecklichsten Kreaturen werden sollten). Die Tropfen, die in die Luft flogen, wurden bei dieser wundersamen Verwandlung zu Vögeln. Verschiedene Vogelarten mit unterschiedlichen Lauten, Größen und Federn erwachten zum Leben. Tungkong Langit mochte vor allem den Hahn, dessen Form nach seinem Ebenbild gestaltet war. In Zukunft würden die Dorfvorsteher diesen Vogel, dieses wahre Ebenbild Gottes, zu ihrem Lieblingstier erwählen, zum Fetisch ihrer Ehre und Männlichkeit, zum Hauptdarsteller aller Hahnenkämpfe. Der Kristos, der Rufer bei Hahnenkämpfen, wird diesen Vogel jeden Sonntag in seinen Tempeln servieren, diesen Vogel, den die Gottheit mit dem roten Schopf am meisten liebt.
Der verzagte Gott konnte Leben sehen, wohin er sich auch wandte. Er gab Sprache, damit man sich miteinander verständigen konnten. Er schenkt Geist, Wesen, Weisheit, Intelligenz und Mut. Vor allem aber versäumte er nie, alle mit Appetit zu segnen, selbst die kleinsten von ihnen. Denn seinen Appetit zu stillen, ist die glücklichste aller Erfahrungen.
Er wusste, dass das Leben dieser Geschöpfe ein Teil seiner Lebenskraft war und dass er auch ein Teil von ihnen sein würde. Dadurch wurde sein Schmerz ein wenig gelindert. Einmal mehr wusste er, dass er nicht allein war. Er spürte, wie in dieser neu geschaffenen Welt langsam eine sanfte Brise wehte. Ein Lächeln huschte über sein müdes Gesicht.
***
Seit ihr Mann sie verlassen hatte, lebte Alunsina am Ende des Sees. Dort nippte sie weiterhin am Palmwein, der ihr aus einer Muschel heraus von einem quallenähnlichen Wesen mit Tentakeln serviert wird. Der Wein wird ihr literweise serviert, wobei sie den Stiel der Tayuk-Pflanze als Trinkhalm benutzt. Sie fragte sich nicht einmal, wie lange sie schon dort war. Denn im Gegensatz zu Tungkong Langit richtete sich ihr Tun nicht nach der Zeit.
Sie löschte ihren Strahlenkranz, um sich völlig unsichtbar zu machen. So hatten selbst die Suchscheinwerfer, die von den Santelmos kamen, Mühe, sie zu finden. Aber durch ihre rote Brille konnte sie alles um sich herum und darüber hinaus sehen.
Während sie in das dunkle Wasser getaucht war, dachte sie über die Bedeutung von "alle" nach. Zum Wohle aller. Hatte ihr Mann gesagt. Das sollte sie bedenken. Alunsina verspürte zum ersten Mal ein merkwürdiges Bedürfnis. Dieses Bedürfnis zu wissen.
Ihr Mann verließ sie um "aller" willen. Ihr Mann wählte die Schöpfung wegen dieses "Jedermann". War "jeder" das, was ihr Mann erschaffen wollte? Wenn Tungkong Langit "alle" erschaffen wollte, wer hatte sie dann erschaffen? Denn auch sie gehören zu diesem "Jedermann". Und wenn dem tatsächlich so ist, dann muss es für beide einen Schöpfer gegeben haben, der außerhalb von "allen" begann. Wein und noch mehr Wein. In dem Maße, in dem sich ihre Verwirrung vertiefte, wurde auch ihr Haar immer länger. Woher kamen sie, bevor sie hierher kamen? Länger und länger. Und wohin gingen sie? Kann es noch länger werden? Und damit nicht genug. Sie wird auch fragen, warum sie als Frau und Tungkong Langit als Mann erschaffen wurde. Und wie wichtig ist dieser Unterschied, wenn dies der einzige ist?
Dann sah sie eine Heer von Aalen auf sich zukommen sah, nur dass es keine Aale waren, sondern die Strähnen von Banaag und Sikat, die von ihrer Mission zurückkehrten. Die Göttin schickte sie, um über ihren Mann und die Welt, mit der er so beschäftigt war, zu wachen. Sie sind heil zurückgekehrt. Sie haben die Welt, an der Tungkong Langit gearbeitet hat, von einem Ende zum anderen umrundet. Sie sahen ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie pflanzten sich in die Kopfhaut ihrer Herrin zurück, um ihren Bericht zu beginnen. Indem sie ihren Körper wieder mit ihrem Körper verbanden, präsentierten sie ihr, wie in einem Film, den man abspulte, die Dinge, die ihre Augen gesehen hatten, denn jeder Strang von Banaag und Sikat hat jeweils kameraähnliche Augen.
Alunsina sah, wie die Menschen das Feuer entdeckten; das Brot, das Christus mit seinen Jüngern brach; das Sutra, bei dem Tinte und Papier zum ersten Mal verwendet wurden, einen gesprungenen Stein, ein zerrissenes Pergament ...., portugiesische Galeonen voller angeketteter Sklaven aus dem Kongo auf der Fahrt über den Atlantik, ... Edward Jenners Pockenimpfstoff, wie der Kopf von König Ludwig XVI von der Guillotine rollte, ein zerbrochenes Glas, ... die Blüte der Euphrasia, Abzug gedrückt, PENG! ... Wie Das Kapital gedruckt wird, die verschiedenen Flaggen der Katipunan, Berge von jüdischen Leichen in Dachau, die Blüte von Malvina ..., wie sich das Roulette des Schicksals dreht, wie die Boeing B29 der US Air Force Bomben auf Hiroshima und Nagasaki abwirft, Mahatma Gandhi eine Rede an das indische Volk hält, .... Nenas Karriere, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen, das Waisenhaus von Mutter Teresa, ... die EDSA People Power Revolution, eine Szene in Kris Aquinos erstem Film, das Berühren des Abzugs, PENG! ... der Fall der Berliner Mauer, die zwei Schafe, die einmal eins waren, ArmaLite-Gewehre, die die Bauern der Hacienda Luisita niederschossen, das Drücken des Abzugs, ... ein zersplitterter Schädel, burmesische Soldaten, die Rohingya-Flüchtlinge verfolgen, die Sandalen alter Leute mitten auf der Mendiola-Brücke zurückgelassen, ... ein Gefangener in Guantanamo mit einer schwarzen Plastiktüte über dem Kopf, die Verschwundenen in geheimen Gefängnissen, die Hochzeit von Herrn und Frau Napoles, palästinensische Kinder, die sich in Gaza vor Bombenabwürfen der israelischen Armee in eingestürzten Häusern verstecken, ... der abgeholzte Wald und die Aushöhlung der Berge durch die Arbeiter in den Nickelminen, Häuser, die von Oplan Tokhang-Männern in Uniform aufgesucht werden, das Entstehen von COVID-19 in einem Labor, Leichensäcke, die Krankenhausflure säumen ...
Alunsina konnte den Ansturm dieser Bilder nicht ertragen, sie musste schnell vom Grund des Sees auftauchen und nach Luft schnappen. Sie erfuhr etwas über diese Welt, was Nietzsche, Sartre und Schopenhauer schon lange kannten, aber unterschiedlich verwirklicht.
"Und ich werde die Mutter von allen sein!", rief sie aus, als ob das ganze Wasser, das im Ambuklao-Damm gespeichert war, plötzlich aus ihrer Brust herausbräche. Endlich verstand sie, was "alle" sind. Sie verstand, warum sie und Tungkong Langit ein Paar waren. Wenn es nicht diesen Grund gäbe, müssten sie sich nicht kennen oder miteinander verwandt sein.
Platsch! Etwas wie eine Kokosnuss fiel ins Wasser und ging schnell unter. Gefolgt von einer weiteren. Und noch einer. Noch weitere platschen in den See. Alunsina sah, wie die Santelmos vom Himmel fielen, ihr Licht und ihr Gleichgewicht verloren.
Banaag und Sikat versuchten, etwas aufzufangen, das wie verfaulte Pflaumen aussah, die von einem Baum fielen. Diejenigen, die am Untergehen waren, wurden vorsichtig gehoben und in eine nahe gelegene Heilhöhle gebracht. Diese Höhle nannten sie von diesem Tag an das Krankenhaus.
Nach dem gewaltigen Absturz trieben tote Fische und Polliwogs auf dem See. Alunsina handelte schnell, denn sie erkannte, dass ihre Zeit bald ablaufen würde.
***
Als es zum ersten Mal im Raum erschien, war es nur ein kleines Loch. So klein wie ein Ehering. Es erschien zur Melodie von "Atin Ku Pung Singsing", einem Volkslied, das vom Schmerz über den Verlust eines ererbten Rings erzählt. Wenn der Teil des Raums, in dem er auftauchte, dunkel war und in diesem Ring auch Dunkelheit war, Dunkelheit über Dunkelheit, wie kann man dann den Ring finden, wenn man ihn nicht ertasten kann?
Dieser Ring hat nichts mit Unzüchtigem zu tun. Obwohl er böse Absichten hegte. Er lebte von Stäuben, die sich von selbst in dem Loch absetzten, denn dafür waren Stäube bekannt. Stäube und dann Sand. Denn der Raum war wie ein Strand voller Sand. Dann gesellten sich Kieselsteine dazu.
Tungkong Langit bemerkte es zunächst nicht, aber er träumte von einem staubigen Bücherregal, aus dem er eine ledergebundene Bibel herauszog, sein allerliebstes Buch, das er aber schon lange nicht mehr aufgeschlagen hatte. Deshalb war er entsetzt, als er in den Buchseiten riesige Termiten entdeckte, die wie neugeborene Mäuse aussahen, blind und haarlos. Waren es Jungtiere oder Termiten? Aber in seinem Traum wusste er, dass es Termiten waren, die wie Jungtiere aussahen. Er warf die Bibel sofort weg.
Tungkong Langit wachte beunruhigt auf, denn er wusste, dass seltsame Termiten seine Arbeit zerstörten. Aber da er ihr Versteck nicht kannte, würde er noch einige Nächte von ihnen träumen. Im Traum kamen ihm immer wieder diese Riesentermiten.
Was ist ein Tag wert? Wie kurz oder lang sollte er sein, damit man eine Aufgabe erledigen kann? Das Loch brauchte nur einen Tag. Nur einen Tag, um auf die Größe einer Peso-Münze anzuwachsen, eine Woche, und es war das Maul eines Löwen. Bei dieser Größe hat es sich von einem passiven Loch, das darauf wartete, dass sich irgendetwas in sein Maul verirrte, um ihm Nahrung zu sein, zu einer bösartige Falle verwandelt, die niemanden verschonte, auch die nicht, die nur zufällig vorbeiliefen. Sie wurden verschlungen, und niemand wusste, wohin oder ob es überhaupt einen Ausweg gab.
Nach einigen Wochen wuchs es auf die Größe eines Waschbeckens an. In dieser Größe konnte es haufenweise Sand und Kies aufnehmen, gefolgt von Felsbrocken. Einen Kometen hat es mühelos aus seiner Bahn geschleudert. Dann einen Stern. Diese konnte noch um Hilfe schreien, bevor er völlig verschlungen wurde. Tungkong Langit hörte ihn. So konnte er die Quelle dieses Aufruhrs finden. Der Versuch, einen unschuldigen Wasserbüffel zu verschlucken, wurde sogar gerade noch rechtzeitig verhindert. Der Gott mit dem roten Schopf und das sich ausdehnende Loch der Dunkelheit, der Schöpfer und der Zerstörer, trafen schließlich aufeinander.
Um den Feind genauer zu sehen, richtete Tungkong Langit die Sonnenstrahlen auf ihn, als leuchte er in den Eingang einer Höhle, um zu sehen, ob sich Schlangen und Fledermäuse darin verschanzten und ob Felsen und tiefere Löcher auf Eindringlinge warteten. Doch je intensiver das Licht wurde, desto undurchdringlicher war diese vielschichtige Dunkelheit.
Tungkong Langit war traurig. Zum ersten Mal erlebte er eine Niederlage. Er war sich nicht bewusst, dass auf der anderen Seite seiner Welt, die andere Seite dieser Dunkelheit, der er gegenüberstand, druch sein Handeln ein ganzer Wald zu Asche verbrannt war. Da sich die Sonne als nutzlos erwies, beschloss der Rotschopf, als Nächstes Wasser einzusetzen. Er lenkte den größten Fluss der Welt, den Halawud, in Richtung des feindlichen Schlundes, in der Hoffnung, er möge ihn ertränken, wenn er ihn schon nicht in seine Gewalt bringen könnte. Gleich der Methode, die amerikanische und japanische Soldaten während des Krieges bei der Folter von Gefangenen der Guerilla anwandten.
Aber anstatt ertränkt zu werden, öffnete sich das klaffende Maul noch mehr und forderte Tungkong Langit auf, alles zu geben. Denn er würgte nicht einmal. Der Gott mit dem roten Schopf war wie ein Narr, der Wasser in einen löchrigen Krug gießt. Bis der Halawud zum ersten Mal austrocknete. Der ausgetrocknete Fluss füllt sich zwar wieder beim nächsten Sommermonsun, aber er wird nicht mehr so groß und übermächtig sein und kann sich nicht mehr damit rühmen, der größte der Welt zu sein, was der ganze Stolz der Insel Panay gewesen wäre. In der Zwischenzeit ist das Loch durch die aufgenommene Wassermenge um das Hundertfache angeschwollen.
Tungkong Langit war nach zwei Niederlagen in Folge am Boden zerstört. Was er jedoch nicht wusste, war, dass auf der anderen Seite des Lochs eine wahre Sintflut im Gange war. Um die untergehende Welt zu retten, suchte Alunsina dort unermüdlich nach Leuchtfeuern. Sie sah von dort aus auch die Monde in der Welt ihres Mannes, die das gigantische Loch einen nach dem anderen verschluckte. Da alle dreizehn riesigen Perlen nacheinander verschwanden, wurde der Ort immer dunkler. Das System, das die Zeit maß, geriet ins Stocken. Die Nächte verschwanden allmählich aus dem Kalender, was zu Dissonanzen im himmlischen Konzert führte. So war das riesige Loch, das Alunsinas Loch war, der allererste Bakunawa, der Zeit und Ordnung verschluckte.
Es verschluckte den zwölften Mond. Der dreizehnte würde bald folgen. Da rief der Schöpfer die riesige Seekrabbe herbei, die umgehend auf die Stimme ihres Meisters reagierte. In dem klaffenden Schlund erkannte das alte Krustentier sofort ein vertrautes Gesicht. Denn im Gegensatz zu ihrem Gebieter, der nicht gerne umherstreifte, war die Riesenkrabbe schon in allen Teilen der Welt unterwegs gewesen. Sie erkannte sofort den Stollen zurück zu der Welt, aus der sie kamen.
So war sie überrascht, als Tungkong Langit ihr befahl, ihn für immer zu schließen. Bedeutete das, dass er sie nie wieder nach Hause schickte? Noch überraschter war sie, als man ihr sagte, sie solle es mit ihren Schwimmhäuten bedecken. Als ob der Allwissende ihn mit einer Spinne verwechselt hätte. Der Unterschied zwischen einer Spinne und einer Krabbe mag damals verwirrend gewesen sein, als so viele Lebewesen gerade erst auf diesem sehr jungen Planeten aufgetaucht waren, dachte sie bei sich. Und weil sie gehorsam zu Diensten war, ihr Geheimwissen besser für sich behielt, und nicht wollte, dass Tungkong Langit noch mehr die Beherrschung verlor, tat sie, wie ihr geheißen.
Schnell zerkleinerte sie etwas Gras und Blätter und befeuchtete sie mit ihrem Speichel. Mit ihrer kleineren Zange drehte sie das Gemisch zu starken Fäden; mit den größeren Zangen nähte sie das gefährlich klaffende Loch damit zu. Durch dieses Gewebe war war der Hohlraum daran gehindert, sich noch weiter auszudehnen.
Tungkong Langit bedankte sich bei der Riesenkrabbe und schickte sie sofort zurück in ihre Höhle. Jetzt hätte die Gottheit das Loch ruhig verlassen können, denn es gab noch so viel zu tun, und das hier, so dachte er, hatte nicht gerade wenig von seiner kostbaren Zeit verschlungen. Da ertönte aus dem Inneren des zugenähten Lochs ein pfeifendes Geräusch, wie von einem Sturm, der durch einen Wald fegt und dabei Blätter und Äste mit sich wirbelt. Als es näher an Tungkong Langit herandrang, wurde klar, dass das pfeifende Geräusch, das in ein Summen überging, von den scharrenden Füßen und Flügeln eines Schwarms stammte. Als er auf der Netzbarriere landete, ging das Brummen in ein Geräusch über, das wie das Zerreißen von Papier klang. Ein Heuschreckenschwarm kam heraus, wütende Angreifer, die wie geflügelte Lanzetten auf sie losschossen. Die von der Riesenkrabbe gesponnene Barriere rissen sie in kürzester Zeit vollständig nieder. Ihre schiere Masse vermochte sogar die Sonne zu verdecken.
Tungkong Langit erkannte in ihnen sofort die ehemaligen Gefährten aus der früheren Welt. Dadurch wurde ihm auch endlich die Bedeutung des sich ausdehnenden Lochs klar und was jenseits desselben lag.
Er beschwor einen tosenden Tornado herauf, um den Schwarm von seiner Sonne wegzupusten. Dieser aufgeblasene Tornado fegte alles weg, was ihm im Weg war. Die Heuschrecken schüttelte er aus wie Staub und ließ die Sonne wieder erstrahlen.
Die Heuschrecken fielen zurück, zerstreuten sich wie Demonstranten, die vom Militär mit Wasserwerfern von der Straße gedrängt werden. Doch sie versammelten sich immer wieder, egal wohin sie getrieben wurden. Wie vereint im Geiste planten sie gemeinsam ihren nächsten Schritt. Sie beschlossen, wiederzukommen, sobald diese Welt ihre erste Ernte einfahren würde. Weil diese Welt ihre Welt zerstörte und all ihre Artgenossen tötete, beschlossen sie, von nun an hier zu leben und die Geißel dieser Welt zu sein.
"Ibyang!" Der Schrei von Tungkong Langit donnerte in die andere Welt.
Da öffnete sich das Loch und verschlang einen ganzen Planeten. Wiederum rief die männliche Gottheit seine Riesenkrabbe. Er ritt auf ihrem Rücken, um den versinkenden Planeten zu retten. Durch den starken Wind, der zum Mittelpunkt des Nichts strebte, wurde Tungkong Langit zu seinem Ziel gewirbelt und konnte es ergreifen. Doch als er ans Licht zurückkehren wollte und an dem Objekt zerrte, das er zurückholen wollte, stellte er fest, dass es nicht der Planet war, den er retten wollte, sondern eine Locke vom Haar seiner Frau. Also zog er noch fester daran, in der Hoffnung, dass er damit den ganzen Körper seiner Frau mitnehmen konnte.
Die beiden Gottheiten zogen mit aller Gewalt aneinander. Da sie gleich stark waren, bewegte sich nichts. Wenn Banaag und Sikat, statt an Tungkong Langit weiter zu ziehen, die männliche Gottheit nicht einfach mit ihren unbesiegbaren Strähnen erwürgt hätten, hätte der Kampf ewig gedauert.
Tungkong Langit nahm alle Kraft in seiner Faust zusammen, die er noch hatte, um sich aus diesen ewiglichen Schlingen zu befreien. Doch für jede Faser, die riss, traten Tausende an ihre Stelle. Er verlor seine Kraft, und seine feurige Farbe erlosch zu Blau. Die Stränge zogen seinen Kopf, seine Hände und Füße in verschiedene Richtungen. Tungkong Langits Körper wurde in viele Stücke zerrissen wie das Brot, das Christus beim letzten Abendmahl brach.
Banaag und Sikat warfen diese Stücke in verschiedene Gegenden der neuen Welt. Die Teile, die ins Meer fielen, wurden zu Wasserwesen des Unterwasserreiches. Aus den Stücken, die auf den Boden fielen, wurden die ersten Menschen. Ohne den Streit des göttlichen Paares hätte es sie nicht gegeben, diese Menschen, die nicht Teil des ursprünglichen Plans waren. Ihr Auftauchen zerstörte auch den ursprünglichen Plan. Aber gemeinsam mit ihren erleuchtetsten Philosophen werden sie diese Welt für planlos erklären.
Zuerst wollte Alunsina die Teile aufsammeln, um ihren Mann wieder auferstehen zu lassen, aber sie erinnerte sich an die Dinge, die man ihr zuvor auf dem Grund des Sees gezeigt hatte. Sie erkannte, dass diese lebenden Fragmente der Schlüssel zum Ende dieser von Tungkong Langit geliebten Welt sein würden. Sobald sie sich die Natur untertan machen und sich zu Herren über alles Lebendige aufschwingen, sobald sie die Meere und Flüsse als Abwasserkanäle für ihre giftigen Abfälle benutzen, ihre atomaren, biologischen und chemischen Waffen in die Luft jagen, die Atmosphäre mit ihrem CO2-Fußabdruck überziehen, die Wälder abholzen und die Berge dem Erdboden gleichmachen, wird die Menschheit endgültig ihren Zweck erfüllen.
Sie kann sich nicht in etwas einmischen, an dem sie nicht mitgearbeitet hat. Sie kann nicht zerstören, was sie nicht geschaffen hat. Das ist Gesetz. Sie kann diese Welt nicht ungeschehen machen. Als Gottheit, der Arbeit fremd war, war sie sehr dankbar, dass sie keinen Finger rühren musste, um etwas zu bewirken. Es gab auch keine Notwendigkeit, mit diesen Menschen in Kontakt kommen. Doch hatte sie beschlossen, die Dinge ein wenig zu beschleunigen, sie ganz subtil etwas zu lenken, Schritt für Schritt und mit behutsamen Vorschlägen, damit sie das tun, wozu sie auf die Welt gekommen sind. Bis dahin aber werden diese Welt und die Schattenwelt Seite an Seite existieren müssen.
Tungkong Langit + Alunsina ist eine Nacherzählung des Panay-Schöpfungsmythos, erzählt vom Panayon-Erzähler Hugan-an, dokumentiert und ins Englische übersetzt von F. Landa Jocano (Philippines International, 1959).