Sukri steckt das Messer ein
Es ist Sommer im globalen Norden (und Winter im globalen Süden), und im August bringt Literatur.Review beide zusammen und veröffentlicht bisher unübersetzte oder unveröffentlichte Geschichten aus dem Norden und Süden unserer Welt.
Hamsad Rangkuti (7. Mai 1943 - 26. August 2018) war ein berühmter indonesischer Kurzgeschichtenautor. Er war Chefredakteur des Horison Literary Magazine. Seine Kurzgeschichten wurden in die Anthologie Beyond the Horizon, Short Stories from Contemporary Indonesia (Monash Asia Institute) aufgenommen. Zu seinen Kurzgeschichtensammlungen gehören Lukisan Perkawinan (1982), Cemara (1982), Sampah Bulan Desember (2000), Bibir dalam Pispot (2003) und Wanita Muda di Sebuah Hotel Mewah (2016), sowie ein Roman mit dem Titel Ketika Lampu Berwarna Merah (1981). Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Kompas-Literaturpreis (2001), den Khatulistiwa-Literaturpreis (2003), den SEA Write Award (2008) und den Cultural Award and Maestro of Traditional Arts Award (2014) der indonesischen Regierung. Seine Kurzgeschichte "Maukah Kau Menghapus Bekas Bibirnya di Bibirku dengan Bibirmu" (Würdest du die Spuren ihrer Lippen auf meinen mit deinen Lippen auslöschen?) ist vor allem bei jungen Leuten sehr beliebt.
Sukri steckt das Messer hinter seinen Gürtel. Die Klinge ist scharf, sie wurde gerade geschärft. Er selbst hat die Klinge geschärft, mit Wut im Herzen. Letzten Samstagabend ging er zu seiner Freundin, Sumarni. Sie sind schon eine ganze Weile zusammen. Sukri liebt Sumarni, Sumarni liebt Sukri.
Aber in den letzten Tagen hat Sumarni ihre Einstellung ihm gegenüber geändert. Sie zeigte sich kalt und gleichgültig. Sukri kann die Gründe dafür nur erraten. Liegt es daran, dass Sukri sich die ganze Zeit über nicht entschieden hat, wann sie heiraten? Gewiss erwarten Frauen von ihren Geliebten, dass sie sich endlich zum Heiraten entschließen. Oder hat sie noch einen? Hat Sumarni noch einen Geliebten?
Letzten Samstagabend wurde seine Neugier endlich befriedigt, wenn auch nur vage. In dieser Nacht sah Sukri einen Motorroller vor Sumarnis Haus parken. Er ging nicht in das Haus, sondern versteckte sich hinter dem Gebüsch. Von dort spähte er in das Wohnzimmer, wo Sumarni mit einem jungen Mann sprach. Die beiden waren allein. Kurze Zeit später fuhren Sumarni und der junge Mann gemeinsam mit dem Roller weg.
Sukri hatte das Gefühl, als sei sein Herz versengt. Er sah dem Roller nach, der in der Ferne verschwand. Dessen erbarmungsloser Krach bohrte sich ihm ins Herz. Er sah Sumarnis Hände um die Taille des jungen Mannes. Er sah, wie Sumarnis Brust an den Rücken des jungen Mannes gedrückt war. Sein Blut kochte. Das war also der Grund für Sumarnis Gleichgültigkeit ihm gegenüber. Sie interessierte sich jetzt für diesen jungen Mann, seinen Roller. Ich habe keinen Roller. Dieser junge Mann hat einen. Und so schiebt Sukri das Messer unter seinen Gürtel.
Er wartet an der Bushaltestelle. Er hasst es, Motorroller vorbeifahren zu sehen. Er hasst es, diese Vehikel zu sehen. Er berührt die Klinge an seiner Hüfte. Er öffnet die Zauntür zu Sumarnis Haus. Er sieht den Motorroller. Er sieht Sumarni und den Besitzer des Rollers im Wohnzimmer. Noch einmal versteckt er sich hinter den Büschen. Von dort aus kann er ihr Gespräch belauschen.
"Du bist sehr schön, Sumarni. Ich habe mich in dich verliebt, als ich dich das erste Mal sah. Bist du im Moment wirklich mit keinem anderen zusammen?"
"Wenn du mich wirklich liebst, dann umarme mich fest. Ich bin mit niemandem zusammen. Ich bin noch ein naives Mädchen, das noch keine Erfahrung mit Männern hat. Du bist der erste, bei dem ich dieses Puckern in meinem Herzen spüre. Für mich bist du der einzige wahre Geliebte."
Sukri berührt wieder sein Messer, dieses Gespräch hat ihn wirklich verletzt. Er springt aus dem Gebüsch und stürmt ins Wohnzimmer. Sumarni ist höchst überrascht, ihn zu sehen. Ihr Gesicht errötet vor Scham. Der junge Mann, dem der Roller gehört, schreckt ebenfalls vor Sukris Aggresivität zurück.
"Liebst du sie wirklich? Oder spielst du nur mit ihren Gefühlen?" schreit ihn Sukri an.
"Was kümmert das dich denn? Wer bist du überhaupt?"
"Ich bin ihr Freund! Wir sind schon eine ganze Weile zusammen."
"Ist das wahr, Sumarni? Du hast mir gerade gesagt, dass du keinen Freund hast."
"Ich habe keinen Freund. Ich sehe dich nicht als meinen Freund, Sukri. Wir sind nur Freunde. Ich bin an niemanden gebunden. Ich bin frei, das zu tun, was das Beste für mich ist. Er kommt manchmal hierher, und ich heiße ihn willkommen. Er kennt meine Eltern, und ich kenne seine Eltern. Wir sind also nur beste Freunde. Für mich ist er nicht mein Geliebter. Vielleicht denkt er, dass ich seine Freundin bin, aber das stimmt nicht!"
"Verrückte Schlampe! Wie schnell sich doch dein Herz gedreht hat! Hast du vergessen, wie du mich immer umarmt hast? Hast du also die ganze Zeit mit mir gespielt? Ich hätte nie gedacht, dass du so eine Schlampe sein kannst. Guckst du bei Männern wirklich nur nach dem, was sie besitzen? Vor ein paar Tagen warst du noch die Sumarni, die ich kannte, aber sobald du weißt, was er besitzt, bist du geblendet! Aber so leicht lasse ich dich nicht davonkommen. Ich werde dich töten!"
Sukri greift nach dem Messer an seiner Hüfte. Blitzschnell sticht er in Sumarnis Brust. Der Frau entfährt ein Schrei. Blut fließt aus ihrer Wunde. Sukri zieht die Klinge aus ihrem Körper. Die Klinge trieft vor Sumarnis Blut. Dann greift er den jungen Mann an. Er sticht wiederholt in die Brust des jungen Mannes. Jetzt sind die beiden Opfer tot. Sukri rennt auf die Straße hinaus. Er springt in einen Bus.
Sukri schiebt das Messer unter seinen Gürtel. Er wartet an der Bushaltestelle. Er sieht Motorroller vorbeifahren. Diese Roller machen ihn wütend. Er berührt die Klinge an seiner Hüfte. Er geht durch die Zauntür zu Sumarnis Haus. Er sieht dort einen Roller geparkt. Er geht ins Wohnzimmer.
"Du Dreckskerl! Warum musst du mir meine Freundin ausspannen? Kannst du außer ihr kein anderes Mädchen finden?" Sukri schreit.
Sumarnis Vater kommt ins Wohnzimmer: "Sukri! Hüte deine Zunge! Was tust du da, du armer, elender junger Mann! Wage dich ja nicht an meine Tochter heran. Was hast du ihr denn schon als Liebesbeweis geben können? Wie kannst du es wagen, jedes Wochenende mit leeren Versprechungen hierher zu kommen? Wage es nicht, uns falsche Hoffnungen zu machen. Verschwinde! Soll meine Tochter doch einen besseren Verehrer finden als dich!"
"Verflucht seist du, Alter! Du materialistisches Wiesel! Was unterscheidet dich denn von anderen Eltern, wenn du selbst so denkst? Ist deine Tochter eine Ware für dich?"
"Sukri, Sumarni ist meine Tochter. Ich habe das Recht zu entscheiden, was das Beste für sie ist."
"Glaubst du wirklich, dass dieser Typ mit dem Motorroller ein besserer Verehrer ist als ich?"
"Er hat einen Motorroller. Das reicht als Beweis, dass er auch für meine Tochter etwas hat. Und du? Du bietest uns nur leere Versprechungen."
"Du bewertest also andere wirklich nach ihrem Besitz, alter Mann."
"Alle Eltern würden für das für das Glück ihrer Tochter tun."
"Nicht alle Eltern!"
"Dann gehöre ich nicht zu denen, die du dir vorstellst!"
''Nein, dazu gehörst du nicht!'' sagte Sukri, während er das Messer von seiner Hüfte zog. Er stürzt sich auf den alten Mann. Mit der Klinge sticht er dem armen Mann wiederholt in die Brust und den Bauch. Als das Messer bereits blutverschmiert ist, wendet er plötzlich seinen Kopf zu Sumarni und dem jungen Mann.
"Ihr wollt mich also auch töten? Tötet mich! Tötet mich, wenn euch das befriedigt!", schreit er sie an.
''Eine materialistische Frau wie du braucht nicht länger zu leben!"
Sukri streckt sie mit seinem Messer nieder. Der junge Mann versucht zu fliehen, aber Sukri erwischt ihn. Sie ringen auf dem Hof miteinander. Sie fallen in die Büsche. Sukri gelingt es, die Oberhand zu gewinnen. Er sticht wiederholt auf den jungen Mann ein.
Aus dem Inneren des Hauses hört er die Schreie einer Frau. Sukri springt ins Wohnzimmer. Es war Sumarnis Mutter, die geschrien hat. Er sieht die arme Frau weinend über die Leichen ihres Mannes und ihrer Tochter gebeugt.
"Mörder!", schreit sie Sukri an. "Warum bringst du mich nicht auch noch um? Na los! Beende mein Leben, du Mörder! Tu's!"
''Ja, das sollte ich tun. Eine Mutter wie du hat es nicht verdient, länger zu leben! Du lässt deine Tochter mit einem völlig Fremden Roller fahren. Du glaubst, du hast Glück, weil du von diesem Mann viel erwartest. Du verdienst es nicht, zu leben. Das ist für eine Mutter wie dich!"
Sukri sticht mit seinem Messer auf sie ein. Der Körper von Sumarnis Mutter fällt zu Boden. Sukri hört Stimmen aus dem Hof, immer mehr Leute kommen. Er rennt ins Haus, in die Küche. Durch die Hintertür springt er hinaus in die kleine Gasse hinter dem Haus. Von dieser Gasse aus rennt er zur Straße. Und dann springt er in einen Bus.
Sukri schiebt das Messer hinter seinen Gürtel. Er wartet an der Bushaltestelle. Kurze Zeit später hält dort tatsächlich ein Bus. Er springt in den Bus. Er setzt sich ans Fenster. Sein Blut ist immer noch in Wallung. Er berührt die Klinge. Durch das Fenster sieht er Motorroller den Bus passieren. Er ist wütend auf diese Roller. Er berührt die Klinge an seiner Hüfte. Er öffnet die Zauntür zu Sumarnis Haus. Er sieht einen Roller, der auf dem Hof geparkt ist. Sumarni sitzt im Wohnzimmer mit dem jungen Mann, dem der Roller gehört. Sukri versteckt sich hinter dem Gebüsch.
"Tu das nicht! Glaubst du, ich bin so leicht zu kriegen? Kannst du nicht höflich auf dem Stuhl sitzen bleiben?"
Das ist die Stimme von Sumarni. Sukri ist froh, dass er hört, wie sie diese Worte zu dem jungen Mann sagt. Er späht zwischen den Rosen hervor, Sumarni rückt ihren Stuhl von dem des jungen Mannes weg.
"Ist es, weil wir arm sind, dass du denkst, du kannst mit uns machen, was du willst? Behandle mich nicht, als wäre ich ein billiges Spielzeug, das du mit deinem Geld kaufen kannst! Wir sind vielleicht arm, aber wir haben Anstand. Wage es nicht, mich zu küssen. Fass mich ja nicht an! Ich habe einen Freund. Oh, Sukri! Warum kommst du nicht, wenn ich dich brauche?"
Sukri springt aus dem Gebüsch. Er zieht sein Messer.
"Wie kannst du es wagen, meine Freundin zu belästigen. Du kannst uns mit deinem Geld nicht kaufen. Hau ab! Oder ich steche dich mit meinem Messer ab!"
"Wer zum Teufel bist du?"
"Ich bin Sumarnis Freund!"
"Du kommst zu spät, mein Freund, wir haben miteinander geschlafen. Ich habe sie nach Bina Ria gebracht."
"Stimmt das, Sumarni?"
"Ich habe mich gewehrt. Aber er ist viel stärker. Er hat mich vergewaltigt. Ich war hilflos. Sukri, verzeih mir. Ich bin befleckt worden."
"Du Hurensohn! Du dreckiger Hund!! Wie kannst du es wagen, meiner Freundin so etwas anzutun? Du hast mein Mädchen mit deinem Geld ausgetrickst! Das hast du verdient!"
Sukri sticht die Klinge in ihn hinein. Doch dem jungen Mann gelingt es, dem Angriff auszuweichen, und Sukris Klinge trifft den Stuhl. Marni nimmt die Tasse mit heißem Kaffee vom Tisch und schleudert sie dem jungen Mann ins Gesicht. Sukri nutzt die Gelegenheit. Immer wieder sticht er auf den jungen Mann ein. Der junge Mann stirbt. Sukri hält Sumarni in den Armen.
"Verzeih mir, Sukri. Ich konnte meine Ehre nicht verteidigen. Ich bin unrein. Töte mich. Ich bin bereit, von deiner Hand zu sterben."
"Nicht doch. Ich liebe dich. Meine Liebe schwindet nicht, auch wenn du befleckt wurdest. Du bist immer noch die Frau, die ich liebe. Du bist meine Geliebte."
Sukri hält Sumarni in seinen Armen. Sukri küsst Sumarni. Sumarni küsst Sukri.
"Bitte warte auf mich, bis ich meine Zeit im Gefängnis abgesessen habe."
"Nein. Wir müssen fliehen. Wir könnten in Sumatera leben, im Haus meines Onkels. Wir könnten dort wie Mann und Frau leben. Du darfst dich nicht der Polizei ausliefern. Sie werden dich foltern. Du wirst im Gefängnis sterben."
"Nein, mein Schatz. Bitte verlange nicht von mir, dass ich weglaufe. Wir leben in einem Land, in dem das Gesetz gilt, Schatz. Mach dir keine Sorgen, dass mir so etwas jemals passieren könnte. Bitte warte, bis meine Zeit im Gefängnis um ist. Aber sollte es einen guten Mann geben, der bereit wäre, dein Ehemann zu sein, dann nimm ihn zu deinem Ehemann. Ich befürchte, dass dich dieser Typ geschwängert hat. Sag diesem Mann alles, was er wissen muss. Wenn er dich dann immer noch zur Frau nehmen will, dann solltest du Ja sagen. Quäle dich nicht. Ich liebe dich, aber ich will nicht, dass du zu lange leidest."
"Nein, Sukri. Wir werden heiraten, bevor du ins Gefängnis gehst. Ich werde treu auf dich warten. Willst du mich zu deiner Frau nehmen? Sagst du Ja zu mir?"
"Also gut, mein Schatz. Lass uns heiraten, bevor ich ins Gefängnis gehe. Ich sage Ja. Ich vergebe dir."
Sukri lächelt und berührt das Messer an seiner Taille. Er bezahlt die Fahrkarte für den Bus. Er schaut durch das Busfenster nach draußen. Er sieht einen Motorroller vorbeifahren. Er sieht eine Frau, die auf dem Rücksitz des Rollers sitzt. Er weiß, dass die Frau nicht Sumarni ist. Er weiß auch, dass der Fahrer des Rollers nicht der junge Mann ist, der zu Sumarni ins Haus kommt. Aber trotzdem ist er wütend, als er sie sieht. Er öffnet die Zauntür zu Sumarnis Haus. Er sieht einen Roller, der im Hof geparkt ist. Sumarni ist zusammen mit dem jungen Mann im Wohnzimmer. Sukri versteckt sich hinter dem Gebüsch. Er hört, wie Sumarni sagt: "Schatz, bitte kaufe mir eine Armbanduhr. Ich möchte eine."
"Aber ich habe dir schon eine goldene Halskette gekauft."
"Ist das zu viel verlangt? Es ist doch nur eine Armbanduhr, schließlich habe ich dir schon meine Jungfräulichkeit geschenkt. Ich will wirklich eine Uhr."
"Na gut, nächstes Wochenende kaufe ich dir eine Armbanduhr."
Sukri hält das Gespräch nicht mehr aus. Er springt aus dem Gesträuch. Voller Wutentbrannt stürmt er ins Wohnzimmer.
"Sukri, was zum Teufel machst du da?! Belästige mich nicht in meinem eigenen Haus!"
"Marni! Was für eine Frau bist du eigentlich?! Habe ich richtig gehört?! Du hast ihm deine Jungfräulichkeit geschenkt?"
''Ja, du hast richtig gehört. Ich habe ihm tatsächlich meine Jungfräulichkeit geschenkt. Ich will eine goldene Kette und eine Armbanduhr. Ich will Schmuck haben. Und ich hätte gern auch etwas Geld. Lass mich in Ruhe. Ich weiß, dass ich von dir all das nicht bekommen kann. Mit dir kann ich von diesen Dingen nur träumen, sie nicht wirklich bekommen!"
"Hast du dich so verändert, Marni?"
"Ja, das habe ich. Menschen können sich ändern, weißt du. Ich bin jetzt eine andere Sumarni. Du hast nicht das Recht, mich dafür zu bestrafen."
"Ich bin dein Geliebter, ich habe das Recht, dich zu bestrafen!"
Sukri zieht sein Messer heraus.
"Es ist nicht meine Schuld, Buddy", sagt der junge Mann, "ich wusste nicht, dass Sumarni deine Freundin ist, sie hat mich verführt."
"Hast du das gehört, Marni? Du warst es, die ihn verführt hat!"
"Was spielt es für eine Rolle, wer wen verführt hat? Die luxuriösen Dinge des Lebens haben auch mich verführt. Ich bin ein Opfer des Lebens. Du sollst dieses Leben bestrafen!"
"Du treulose Frau, vernichtet gehörst du!"
Sukri sticht die Klinge in sie. Sumarni stirbt von der Hand ihres Freundes.
"Komm schon Buddy, du musst fliehen, bevor die Polizei kommt."
"Nein, ich werde nicht fliehen. Ich habe das bei vollem Bewusstsein getan."
"Du hast das mit Absicht getan?"
"Ja, das habe ich."
"Du hast absichtlich das Leben eines Menschen ausgelöscht? Was du eigentlich vernichtet hast, ist deine eigene Inkompetenz. Du bist unrealistisch. Du träumst! Du machst dir nur etwas vor!"
"Du Vergewaltiger! Du missbrauchst deinen Reichtum, um junge, unschuldige Mädchen zu verführen. Du nimmst ihnen die Unschuld. Männer wie du haben es nicht verdient, weiterzuleben. Du musst bestraft werden. Ich bin der Geliebte von Sumarni. Mir kommt es zu, dich zu bestrafen!"
"Moment mal, ich habe es nicht umsonst getan. Ich habe ihr eine goldene Halskette gekauft. Ich kann nichts Falsches daran finden, etwas dafür zu bekommen. Du kannst mir doch nicht etwas antun, ohne das zu berücksichtigen!"
"Du missbrauchst dein Geld! Du benutzt es für böse Zwecke. Du bist Gott gegenüber undankbar! Du musst vernichtet werden! Männer wie du sollten vernichtet werden!"
"Moment mal, Moment mal. Du kannst mich nicht einfach bestrafen. Schau dich doch selbst mal genauer an. Was hast du die ganze Zeit über getan? Du sitzt nur da und schaust der Armut um dich herum zu. Du hast nichts getan, um ihr zu entkommen. Im Gegenteil, du hast sie genossen. Alles, was du je unternommen hast, waren leere Versprechungen. Du bist ein Träumer. Eigentlich bist du es, der es nicht verdient, zu leben! Du hast kein Recht, Sumarni zu bestrafen! Sumarni war nur Opfer dieses konsumorientierten Lebens. Sie war ein Opfer ihrer Umgebung. Du hast dich selbst bestraft. Du träumst wohl!"
Sukri berührt die Klinge. Er sitzt angespannt auf seinem Sitz im Bus. Er betrachtet die anderen Fahrgäste. Der Bus hält an einer Ampel. Alle Fahrzeuge bleiben stehen. Auch einige Rollerfahrer halten dort an. Sukri sieht die Motorroller. Er wird wütend, nur weil er diese Roller sieht! Er öffnet die Zauntür zu Sumarnis Haus. Er sieht einen Roller, der im Hof geparkt ist. Sumarni unterhält sich mit dem jungen Mann im Wohnzimmer. Sukri versteckt sich hinter dem Gebüsch. Er hört Marnis Stimme, die ruft: "Mutter, bitte komm her. Willst du das nicht sehen?"
Sukri hört, wie Sumarnis Mutter ins Wohnzimmer kommt ...
"Mein Freund hat mir einen Verlobungsring gekauft. Darf ich ihn mir jetzt an den Finger stecken?"
"Ich liebe Marni, Ma'am. Ich würde gerne um ihre Hand anhalten. Mit diesem Ring mache ich Ihrer Tochter einen offiziellen Antrag. Würden Sie ihr erlauben, den Ring zu tragen? Ich liebe Ihre Tochter. Dieser Ring ist Symbol unserer Verlobung."
"Vater, Vater! Komm mal, deiner Tochter wird ein Antrag gemacht!"
Sukri hört, wie Marnis Vater ins Wohnzimmer kommt.
"Ist das wahr, junger Mann? Stimmt es, dass du unserer Tochter einen Heiratsantrag machst?"
"Ja, das tue ich, Sir. Ich liebe Ihre Tochter. Ich möchte, dass Marni sich sofort mit mir verlobt."
"Aber, Marni, willst du das nicht erst mit Sukri besprechen? Er liebt dich doch, nicht wahr? Ihr seid doch schon eine ganze Weile zusammen."
"Sukri ist wie mein Bruder, Vater. Seine und unsere Familie sind wie eine große Familie. Ich betrachte Sukri als einen Bruder."
"Bist du dir über diese Entscheidung schon im Klaren, Marni? Wenn du es bist, dann können deine Mutter und ich dir nur unseren Segen dazu geben."
"Sir, darf ich ihr den Ring an den Finger stecken?"
"Du darfst, mein Sohn. Deine Entscheidung hat uns als Eltern sehr glücklich gemacht."
"Ich wollte in der Tat, dass Marnis Eltern uns dabei zusehen, wenn ich ihr diesen Ring an den Finger stecke."
"Herzlichen Glückwunsch, mein Sohn, unseren Segen habt ihr beiden."
Sukri zieht das Messer von der Hüfte. Er sticht die Klinge in sein eigenes Herz. Sukri stirbt auf der Stelle.
Sukri steckt das Messer hinter seinen Gürtel. Die Klinge war scharf, weil sie gerade geschärft worden war. Durch das Busfenster sieht er Roller, die den Bus passieren. Er berührt die Klinge. Er öffnet die Zauntür zu Sumarnis Haus. Er sieht einen Roller, der im Hof geparkt ist. Er stürmt sofort ins Wohnzimmer.
"Ah, Sukri. Ich bin froh, dass du hier bist. Dieser junge Mann sucht ein Zimmer. Gestern habe ich ihn zu Haji Marzuki gebracht. Wahrscheinlich wird er dort ein Zimmer mieten. Mas, das ist Sukri, mein Freund."
Sukri schüttelt dem jungen Mann die Hand. "Ja, ich werde wahrscheinlich ein Zimmer bei Haji Marzuki mieten. Außerdem würde ich von ihm gerne religiöse Unterweisungen haben. Ich muss jetzt gehen, Sukri. Würdest du mich entschuldigen, Marni?"
"Musst du jetzt wirklich schon gehen? Aber wir haben uns doch gerade erst kennengelernt, ich würde dich gerne ein wenig besser kennenlernen", sagt Sukri zu dem jungen Mann.
"Dafür wird es sicher noch andere Gelegenheiten geben. Im Moment bin ich leider etwas in Eile. Ich nur hier, um mich bei Marni zu bedanken. Nächstes Mal werden wir Gelegenheit haben, uns zu unterhalten. Gute Nacht, Marni. Danke nochmals. Gute Nacht, Sukri."
"Aber du hast deinen Kaffee nicht getrunken ..."
"Schon gut, Sukri. Ich muss jetzt zu Hadji Marzuki. Ich glaube, er ist schon von der Moschee zurück. Wir sind verabredet."
Sukri begleitet den jungen Mann zu seinem Motorroller. Dann fährt der junge Mann mit seinem Roller weg. Sukri kommt ins Wohnzimmer. Er schaut Marni schüchtern an.
"Warum bist du am Samstagabend nicht gekommen?"
"Ich bin zwar gekommen, aber du warst nicht da. Ich habe gesehen, dass du mit diesem Typen weggegangen bist."
"Wir haben auf dich gewartet. Ich wollte dich eigentlich bitten, den Kerl zu Hadji Marzuki zu bringen. Aber du bist nicht gekommen. Also habe ich ihn selbst hingebracht."
Sukri setzt sich auf einen Stuhl. Der untere Teil seines Hemdes ist etwas hochgerollt, sodass die Hand am Messer zum Vorschein kommt. Marni sieht das Messer.
"Warum trägst du denn ein Messer?"
"Ich wollte ein paar Mangos schneiden."
Sukri lächelt, während er an das Messer an seiner Hüfte fasst. Er steigt aus dem Bus. Er überquert die Straße. Ein Motorroller überfährt ihn fast, aber er springt schnell auf den Gehweg. Er ist äußerst wütend. Der Fahrer des Rollers wendet den Kopf und winkt entschuldigend. Sukri greift an das Messer an seiner Hüfte.
In seinem Kopf hört er Stimmen.
"Sukri. Jemand spannt dir die Freundin aus."
"Sukri. Deine Freundin ist seit drei Tagen schwanger."
Sukri berührt das Messer an seiner Taille. Er öffnet die Zauntür zu Sumarnis Haus.
Über die Übersetzerin
Nikmah Khamis wurde in Wonosobo, Zentraljava, geboren und studierte Journalismus an der Padjadjaran-Universität in Bandung. Sie arbeitet als Redakteurin und Übersetzerin bei der Femina Group. Zu ihren Gedichtübersetzungen gehören Poetry and Sincerity (Indonesia International Poetry Festival, 2006) und die gesammelten Gedichte von Jamal D. Rahman The Broken Light (2006). Sie war Referentin für Kinderliteratur auf dem Jakarta-Berlin Arts Festival in Berlin (2011).