Kinderbuchklassiker postkolonial lesen
Nicht nur, aber insbesondere im Bereich der Rassismuskritik scheinen wir bestimmte Diskussionen immer wieder zu führen, scheinen außer Stande zu sein, an bestehendes Wissen anzuschließen, weil wir dieses allzu häufig nicht entsprechend tradieren bzw. aktiv „entinnern“[i] [1]. Besonders deutlich wird dies anhand der stetig wiederkehrenden Debatten rund um diskriminierende Sprache in Kinderbuchklassikern, im Rahmen derer ‚wir‘ (im Sinne der weiß geprägten Mehrheitsgesellschaft und der Massenmedien) immer wieder von Neuem dieselben grundlegenden Fragen über die Grenzen des Sagbaren zu stellen scheinen, anstatt auf bereits formulierte Überlegungen aufzubauen. Daher soll in diesem Beitrag auch nicht erneut die müßige (weil bereits vielfach aufgeworfene, diskutierte und beantwortete[ii] [2]) Frage, wie wir mit rassistischen Bezeichnungen und Narrativen in Kinderbüchern umgehen sollen, gestellt und die verschiedenen Positionen durchexerziert werden. Vielmehr soll danach gefragt werden, was wir womöglich übersehen, wenn wir in erster Linie über die ‚Tilgung‘ von – verharmlosend als „schlimme Wörter“[iii] [3] bezeichneten – gewaltvollen Begriffen sprechen, nicht aber über die Reproduktion kolonialistischer und rassistischer Strukturen in den Büchern, über die wir reden – und im weiteren Sinne innerhalb des Handlungssystems, in dem wir uns als Akteur*innen bewegen.
Claudia Sackl arbeitet als Wissenschaftliche Assistentin am ISEK – Populäre Kulturen der Universität Zürich, lehrt am Institut für Germanistik der Universität Wien und leitet Fortbildungen für Vermittler*innen von Kinder- und Jugendliteratur. Sie hat Anglistik und Germanistik an der Universität Wien studiert und widmet sich in ihrem Dissertationsprojekt afrodiasporischen Literaturen in deutscher und englischer Sprache.
„künstlerische freiheit / alle worte in den mund nehmen / egal wo sie herkommen / und sie überall fallen lassen / ganz gleich wen es / trifft“ (May Ayim)[iv] [4]
In regelmäßigen Abständen wurden im deutschsprachigen Raum Debatten über diskriminierende Sprache in Kinderbüchern geführt. Außer Acht gelassen wird in dem weitgehend von weißen Stimmen dominierten Diskurs dabei oft, dass Schwarze Denker*innen wie etwa May Ayim bereits vor Jahrzehnten auf rassistische Sprachverwendung in Kinderbuchklassikern eingegangen sind. In dem von ihr, Katharina Oguntoye und Dagmar Schulz 1986 herausgegebenen Buch „Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte“ – das als Standardwerk der afrodeutschen Bewegung gilt und bis heute eine zentrale Rolle im Bereich der Rassismuskritik und den Black Studies im deutschsprachigen Raum einnimmt – hat die afrodeutsche Autorin, Spoken-Word-Künstlerin und Forscherin analysiert, inwiefern viele bekannte Kinderlieder und -bücher „Kolonialklischees, offenen und subtilen Rassismus“[v] [5] reproduzieren.
In der breiten deutschsprachigen Öffentlichkeit hingegen fand eine – teils hitzig geführte und medienwirksam aufbereitete – Diskussion rassistischer Sprache in Kinderbuchklassikern erst um das Jahr 2013 anlässlich der Neuausgabe von Otfried Preußlers „Die kleine Hexe“, in der im Originaltext vorkommende Begriffe wie das N-Wort durch neutralere Begriffe ersetzt wurden, statt. Neben einer Reihe von – mal mehr, mal weniger fundierten – journalistischen Beiträgen zur Debatte, setzte man sich schließlich auch in der institutionalisierten germanistischen Literaturwissenschaft bzw. -didaktik mit dem Thema auseinander. 2015 erschien etwa ein von Heidi Hahn, Beate Laudenberg und Heidi Rösch herausgegebener Band mit dem Titel „‚Wörter raus!?‘ Zur Debatte um eine diskriminierungsfreie Sprache im Kinderbuch“, der vielfältige Stimmen zum Thema und durchaus auch einander widersprechende Positionen versammelte.
2020 wurde die Debatte „anlässlich der Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismen sowie der Diskussion um eine vermeintliche ‚Cancel Culture‘“[vi] [6], infolge derer sich auch Medien, Veranstalter*innen und nicht zuletzt Verlage vermehrt rassismuskritischer Diskurse bedienten bzw. versuchten, sich in anti-rassistische Diskurse einzuordnen, schließlich abermals aufgerollt. Nicht nur in den Massenmedien wurden dabei „neue Reflexionen im Bereich der Kinderliteratur entworfen“[vii] [7]. Darauf aufbauend betont Joseph Kebe-Nguema, dass die Entfernung rassistischer Begriffe aus Texten wie „Pippi Langstrumpf“ oder „Jim Knopf“ wenig an deren diskriminierenden Narrativen ändere, sondern vielmehr deren kolonialistische Diskurse verschleiere. Dabei plädiert er für eine kritische Auseinandersetzung mit dem kulturgeschichtlichen Kontext der Erzählungen, denn „[i]n der Tat kann man nicht die Darstellung Schwarzer Figuren in der hiesigen Kinderliteratur optimal diskutieren, wenn man das deutsche historische Verhältnis zum Schwarzsein ignoriert.“[viii] [8]
Historisch kritische Ausgaben kinderliterarischer Klassiker, die auch aus postkolonialer Perspektive ansetzen, gibt es im deutschsprachigen Raum dennoch bislang keine. Dafür fand im November 2021 etwa die vom Arbeitskreis für Jugendliteratur organisierte Tagung „Cancel Literature“ statt, in der das Verhältnis zwischen Kinder- und Jugendliteratur und sogenannter ‚Political Correctness‘ sowie ‚Cancel Culture‘ reflektiert wurde und bei der auch nicht-weißen Autor*innen und Forscher*innen wie Chantal-Fleur Sandjon, Andrea Karimé oder Joseph Kebe-Nguema eine Stimme gegeben wurde. Was in Kebe-Nguemas kritischem Kommentar zur Tagung[ix] [9] dennoch deutlich wird, ist die nach wie vor zu weiten Teilen fehlende Auseinandersetzung mit dem auch den (Kinder- und Jugend-)Literaturbetrieb dominierenden Weißsein als „entnannter“[x] [10], d. h. unsichtbar gemachter, Norm. Mit Blick auf dem von ihm geleiteten Workshop berichtet Kebe-Nguema: „Als ich alle Beteiligten – meine Gruppe bestand ausschließlich aus weißdeutschen Personen – fragte, ab wann sie damit begonnen hatten, sich mit dem eigenen Weißsein auseinanderzusetzen, stellte ich fest, dass dies für sie noch nie Thema war“, und schlussfolgert schließlich pointiert: „Wie kann man sich anmaßen, zu bestimmen, wie rassistisch diskriminierte Personen mit negativen Fremddarstellungen umgehen sollen, wenn man sich nicht einmal bewusst ist, was es bedeutet in diesem Deutschland Weiß gelesen zu werden?“[xi] [11]
„Die drei Ps (Personal, Programm, Publikum) sind die entscheidenden Stellen, an denen im Kulturbetrieb gesellschaftlicher Wandel ermöglicht oder blockiert werden kann.“ (Philipp Khabo Koepsell)[xii] [12]
Tatsächlich haben bereits Künstler*innen wie Philipp Khabo Koepsell, Chantal-Fleur Sandjon, Sharon Dodua Otoo oder Stefanie-Lahya Aukongo bei der „Ersten Indaba Schwarzer Kulturschaffender in Deutschland“ – einem zweitätigen Vernetzungstreffen, das anlässlich des 130. Jahrestages der Berliner Kongo Konferenz 2015 am Berliner Theater Ballhaus Naunynstraße stattfand und unter der Herausgabe von Philipp Khabo Koepsell in einer selbstverlegten[xiii] [13] Publikation schriftlich dokumentiert wurde – aufgezeigt, dass Schwarze Menschen und Menschen of Colour häufig weder als potentielle Konsument*innen noch als signifikante Produzent*innen von Literatur wahrgenommen werden:
„Die (meist weißen) Entscheidungsträger haben bis dato fast ausschließlich ein weißes Zielpublikum definiert. Dies ist keine bewusste Entscheidung, sondern vielmehr das Ausblenden der demographischen Dynamik und der inhärente Trugschluss, Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund (hier sind meist nicht-weiße Menschen gemeint) hätten weder Interesse an Kultur noch seien sie ein ernstzunehmender kulturproduzierenden [sic] Faktor. Dementsprechend orientieren sich auch Form, Inhalt und Entwicklung kultureller Produktionen am Paradigma einer weißen Mehrheitsgesellschaft.“[xiv] [14]
Wie diese Annahmen das Schaffen Schwarzer Künstler*innen prägen, einschränken und oft sogar verhindern, zeigen die Teilnehmer*innen der Indaba[xv] [15] anhand von Schilderungen aus ihren Erfahrungen mit Gate Keeper*innen an Kulturinstitutionen und Entscheidungsträger*innen in der Kulturpolitik auf. Diese machen deutlich, dass sowohl Autor*innen als auch Leser*innen am deutschsprachigen Literaturmarkt nach wie vor vorwiegend als weiß imaginiert werden – und sich auch die Infrastrukturen innerhalb des Literaturbetriebs an diesen Imaginationen ausrichten, bestimmten Akteur*innen Räume und Wege eröffnen, während sie anderen diese verschließen, und so bestehende Machtverhältnisse festigen.
Mit Blick auf die Kinder- und Jugendliteratur hat Élodie Malanda in einem kürzlichen Beitrag gezeigt, inwiefern Texte von Schwarzen Autor*innen am deutschsprachigen Buchmarkt innerhalb dieser etablierten Strukturen auf mehrfache Weise marginalisiert werden.[xvi] [16] Zu den Minorisierungprozessen, denen Schwarze Kinder- und Jugendbuchautor*innen und ihre Texte unterworfen sind, gehört dabei nicht nur die Erzählung, dass es sich bei ihren Publikationen um Nischenprodukte handele, sondern auch die Annahme, dass die Auseinandersetzung mit Rassismus, Kolonialismus und Postkolonialität ‚Schwarze‘ Themen seien, die nur wenige Leser*innen interessieren bzw. betreffen würden (sowie die damit zusammenhängende schon erwähnte Tatsache, dass nicht-weiße Personen oft nicht als potentielle Rezipient*innen wahrgenommen werden).
Auch die Debatte rund um rassistische Begriffe und Narrative in Kinderbuchklassikern zeugt von dieser weit verbreiteten Auffassung. Joseph Kebe-Nguema hat bereits darauf hingewiesen, dass in den bisherigen Diskussionen „[d]ie Entwicklung, das Selbstbewusstsein und die Alltagsrealität der Lesenden […] selten mitberücksichtigt“[xvii] [17] wurden. Die in vielen Stellungnahmen zur Debatte deutlich werdende fehlende oder begrenzte Empathiefähigkeit (von Seiten der weißen Mehrheitsgesellschaft) wurde von einer kindlichen Leserin in einem vielzitierten Leser*innenbrief an die deutsche Wochenzeitung DIE ZEIT bereits 2013 auf den Punkt gebracht: „Ihr könnt euch nicht vorstellen [sic] wie sich dass [sic] für mich anfühlt [sic] wenn ich das Wort lesen oder hören muss“[xviii] [18], schreibt die neunjährige Ishema Kane der Redaktion. Die Wirkungsweisen diskursiver Gewalt hat M. Mustapha Diallo in seinem Beitrag für den Band „Wörter raus!?“ anhand einer anschaulichen Metapher erläutert:
„Entgegen einer verbreiteten Auffassung geht es nicht darum, ob Kinder mit dem Begriff umgehen können oder durch die Lektüre zu Rassisten erzogen würden […], sondern um die Ausübung von Gewalt. Um die Unzulänglichkeit der Äußerungen zu erfassen, muss man sich sprachliche Gewalt konkret vorstellen, z.B. das N-Wort als Ohrfeige. So würde die […] Zurückweisung einer Änderung mit dem Hinweis auf das Bewusstsein als Entscheidendes lauten: Dass Schwarze nicht mehr geohrfeigt werden, heißt ja nicht, dass es keinen Rassismus mehr gäbe. Ebensowenig könnte man sagen: Ich verstehe, dass Schwarze bei der Lektüre geohrfeigt werden, aber bin trotzdem dafür, dass es so bleibt, auch wenn es eine Alternative gibt. In dieser Hinsicht offenbart die bedingungslose Verteidigung der literarischen Authentizität nicht nur eine Ignoranz sprachlicher Gewalt, sondern impliziert die Empfehlung an die Betroffenen, die Texte nicht zu lesen. Eine Implikation, die dem Plädoyer für Literatur widerspricht, insofern als die Aussage den Ausschluss einer Gruppe bedeutet.“[xix] [19]
Wenn rassistischen Worten und Erzählungen ihr (re)traumatisierendes Potential abgesprochen bzw. dieses ausgeblendet oder verharmlost wird, werden jene Personen, die in unserer Gesellschaft ohnehin bereits marginalisiert werden, als potentielle Leser*innen weiter ausgeschlossen. Weißsein wird dabei abermals als Norm reproduziert und weiterhin unsichtbar gemacht. Die Perspektive weißer Akteur*innen wird weiterhin zentriert, wenn sie anstelle jener, die von rassistischer Diskriminierung betroffen sind, die Deutungshoheit darüber beanspruchen, was als rassistisch gelten darf.
„Sprache […] muss nicht beleidigt die Piazza räumen, sie kann sich auch weiterentwickeln.“ (Leila Essa)[xx] [20]
Dem häufig vorgebrachten Vorwurf, dass man sich nur in der Kinderliteratur anmaßen würde, den ‚heiligen Gral‘ des Originaltextes zu verändern (allzu oft werden hier auch Narrative der ‚Zensur‘ heranzitiert, die die Reproduktion von Hassrede mit dem Recht auf Meinungsfreiheit gleichsetzen), kann ein aktuelles Gegenbeispiel entgegengesetzt werden: In ihrem Roman „Identitti“ (2020), in dem Mithu Sanyal die Prozesshaftigkeit und Ambivalenzen von kulturellen Identitäten in einer postkolonialen Welt verhandelt, greift die Autorin an zwei Stellen auf rassistische Begriffe zurück. Wie Leila Essa in einem Beitrag für ZEIT ONLINE schreibt, wurde Sanyal nach Erscheinen der ersten Auflage „von zwei Schwarzen Kolleginnen darauf hingewiesen, wie sehr die Wiedergabe rassistischen Vokabulars an zwei Textstellen sie aus der Erzählung geschleudert habe“[xxi] [21]. Anstatt sich daraufhin jedoch als Opfer einer vermeintlichen ‚Cancel Culture‘ zu inszenieren, änderte Sanyal die Stellen – welche übrigens bereits in ihrer ersten Form „das Ergebnis vieler Gedanken und beratender Gespräche“ darstellten – und fand für die zweite Auflage ihres erfolgreichen Buchs, in dem „gerade von Rassismus betroffene Menschen ‚einfach mitschwimmen können‘“ sollen, so einen Weg, „auch hier marginalisierte Perspektiven auf den Text zu priorisieren“[xxii] [22]. Die Deutungshoheit darüber, was als verletzend und rassistisch wahrgenommen wird, überlässt Sanyal dabei jenen Menschen, die von dem von ihr reproduzierten Begriff fremdbezeichnet werden – und wendet sich mit ihrer Entscheidung, ihren Originaltext auf die Rückmeldung ihrer Leser*innen hin zu überarbeiten, zugleich gegen etablierte Vorstellungen von Literatur als ein einsam verfasstes, in sich ein für alle Mal abgeschlossenes Werk.[xxiii] [23]
Darüber hinaus gilt es, mit Magdalena Kißling festzuhalten, dass eine postkoloniale Lesart nicht nur in Bezug auf jene Texte angebracht ist, in welchen rassistische Sprache und Stereotype explizit verhandelt werden. Vielmehr muss auch die (Re-)Produktion von „weißer Normalität“[xxiv] [24] gerade in Büchern, die sich scheinbar nicht mit Rassifizierung und Rassismus beschäftigen, kritisch hinterfragt werden. Denn wie Christine Lötscher in einem Beitrag für „Geschichte der Gegenwart“ mit Blick auf die Diskussionen rund um Amanda Gormans Gedicht „The Hill We Climb“ formuliert hat, ist „[d]ie Frage, wie politisch Literatur sein muss oder darf, […] falsch gestellt. Sie ist immer schon politisch.“[xxv] [25]
In diesem Sinne ist auch die im Rahmen der Debatte über rassistische Sprachverwendung in Kinderbuchklassikern häufig formulierte Frage, wie politisch Literaturvermittlung und Lektüre denn sein ‚dürfen‘, müssen oder sollen, als falsch gestellt zu betrachten. Beide sind immer schon politisch. Auch bzw. gerade das Ausblenden und Nicht-Thematisieren rassifizierender Strukturen (Nicola Lauré al-Samarai sowie Lann Hornscheidt und Adibeli Nduka-Agwu haben dafür den Begriff der „Entnennung“[xxvi] [26] geprägt) sind politische Entscheidungen – und ein Privileg einer weißen Mehrheitsgesellschaft, die bislang nicht nur die Produktions- sondern auch die Deutungshoheit über Literatur beansprucht. Es ist lange überfällig, anderen, bisher weitgehend benachteiligten Stimmen – sowohl im Bereich der Literatur, als auch in Literaturwissenschaft und -kritik – eine größere Bühne zu bieten und Räume und Strukturen zu schaffen, die einen gesellschaftlichen Wandel auch mit Blick auf die Produktion und Rezeption von Kinderliteratur(-Klassikern) ermöglichen.
Dieser Beitrag erschien erstmals in der österreichischen Fachzeitschrift „1001 Buch“ Nr. 3/2023: In der Ausgabe des Magazins für Kinder- und Jugendliteratur „Alt, aber gut. Alt, aber gut?“ dreht sich alles um die Klassiker der Kinderliteratur.
In gekürzter Fassung erschien der Artikel am 12.11.2023 auch in dem Online-Magazin „Geschichte der Gegenwart“.
[i] [1] Mit dem Konzept des „Entinnerns“ beschreibt Kien Nghi Ha eine reproduktive Erinnerungshandlung, die Schwarze Geschichte(n) enthistorisiert und verschweigt, während sie weiße Darstellungen von Geschichte(n) normalisiert. Vgl. Kien Nghi Ha: Macht(T)raum(a) Berlin – Deutschland als Kolonialgesellschaft. In: Maureen Maisha Auma [hier Eggers] / Grada Kilomba / Peggy Piesche / Susan Arndt (Hg.): Mythen, Masken, Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland. Münster: Unrast 2005, S. 105-117.
[ii] [2] Empfohlen seien hierzu insbesondere: Joseph Kebe-Nguema: Falsche Debatte? In: JuLit 1/2022a, S. 22-27; M. Mustapha Diallo: Sprachliche Gewalt und literarische Authentizität. Anmerkung en zur Debatte um diskriminierende Bezeichnungen in Kinderbüchern In: Heidi Hahn / Beate Laudenberg / Heidi Rösch (Hg.): „Wörter raus!?“ Zur Debatte um eine diskriminierungsfreie Sprache im Bilderbuch. Weinheim / Basel: Beltz Juventa 2015, S. 39-47.
[iii] [3] Etwa Bettina Kümmerling-Meibauer / Jörg Meibauer: Soll man „schlimme Wörter“ in Kinderbüchern ersetzen? Normenkonflikte, Figurenrede, Fußnote. In: Heidi Hahn / Beate Laudenberg / Heidi Rösch: „Wörter raus!?“ Zur Debatte um eine diskriminierungsfreie Sprache im Bilderbuch. Weinheim / Basel: Beltz Juventa 2015, S. 14-38.
[iv] [4] May Ayim: künstlerische freiheit. In: Dies.: weitergehen. Gedichte. 2. Aufl. Berlin: Orlanda 2020 [2013], S. 82. Das Zitat stammt aus einem 1992 verfassten und erstmals 1996 veröffentlichten Gedicht von May Ayim. Es wurde bereits von M. Mustapha Diallo in seinem Beitrag „Sprachliche Gewalt und literarische Authentizität“ (2015) als Motto vorangesetzt und wurde hier, inspiriert davon, erneut aufgegriffen.
[v] [5] May Ayim/Opitz: Rassismus hier und heute. In: May Ayim / Katharina Oguntoye / Dagmar Schulz (Hg.): Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. 3. Aufl. Berlin: Orlanda 2021 [1986], S. 169-190, hier S. 169.
[vi] [6] Kebe-Nguema (2022a), S. 22.
[vii] [7] Ebda.
[viii] [8] Ebda.
[ix] [9] Joseph Kebe-Nguema: Viele blinde Flecken und vertane Chancen. Kommentar zur „Cancel Literature“-Tagung. In: Eselsohr 3/2022b, S. 26.
[x] [10] Lann Hornscheidt / Adibeli Nduka-Agwu: Der Zusammenhand zwischen Rassismus und Sprache. In: Dies. (Hg.): Rassismus auf gut Deutsch. Ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen. 2. Aufl. Frankfurt a. M.: Brandel & Apsel 2013 [2010], S. 11-49, hier S. 43.
[xi] [11] Kebe-Nguema (2022b), S. 26.
[xii] [12] Philipp Khabo Koepsell (Hg.): Erste Indaba Schwarzer Kulturschaffender in Deutschland. ePubli 2015, S. 10 [Kursivsetzung i. O.].
[xiii] [13] Nicht zuletzt aufgrund vorherrschender Vorurteile im Literaturbetrieb (vgl. Koepsell 2015) sehen sich gerade Schwarze Autor*innen häufig dazu gezwungen, ihre Texte im Self-Publishing zu veröffentlichen, wodurch ihre Publikationen weiter marginalisiert werden. Vgl. hierzu auch Élodie Malanda: Afrodeutsche und afrofranzösische Kinder-und Jugendbücher. Eine „ganz, ganz kleine“ Literatur? In: #breiterkanon vom 27.1.2022, https://breiterkanon.hypotheses.org/568 [2.6.2023].
[xiv] [14] Koepsell (2015), S. 5.
[xv] [15] Das Wort „Indaba“ stammt aus dem südafrikanischen isiZulu und bedeudet Zusammenkunft, Versammlung oder Konferenz, aber auch Sachverhalt, Angelegenheit, Affäre (vgl. ebda, S. 1).
[xvi] [16] Vgl. Malanda (2022), o. S.
[xvii][17] Kebe-Nguema (2022a), S. 26f.
[xviii] [18] Ishema Kane in ihrem Leser*innenbrief an DIE ZEIT vom 19.1.2013; wiedergegeben in Lisa Mayr: „Neger“ im Kinderbuch. Warum ein Mädchen die „Neger-Debatte“ im Nu beenden könnte. In: Der Standard vom 22.1.2013, https://www.derstandard.at/story/1358304356344/ein-brief-sagt-mehr-als-1000-worte [2.6.2023].
[xix] [19] Diallo (2015), S. 45.
[xx] [20] Leila Essa: Die Wir-Identität. Mithu Sanyal und Asal Dardan. In: Zeit online vom 23.3.2021, https://www.zeit.de/kultur/2021-03/mithu-sanyal-asal-dardan-cancel-culture-rassismus-identitaet-marginalisierte-gruppen/seite-2 [1.6.2023].
[xxi] [21] Ebda.
[xxii] [22] Ebda.
[xxiii] [23] Vgl. ebda.
[xxiv] [24] Magdalena Kißling: Weiße Normalität. Perspektiven einer postkolonialen Literaturdidaktik. Bielefeld: Aisthesis 2020 (Postkoloniale Studien in der Germanistik, Bd. 10), S. 356.
[xxv] [25] Christine Lötscher: Zähne ziehen. Literatur und Legitimation. In: Geschichte der Gegenwart vom 10.2.2021, https://geschichtedergegenwart.ch/zaehne-ziehen-literatur-und-legitimation/ [15.1.2024].
[xxvi][26] Vgl. Nicola Lauré al-Samarai: Inspirited Topography. Über/Lebensräume, Heim-Suchungen und die Verortung der Erfahrung in Schwarzen deutschen Kultur- und Wissenstraditionen. In: Maureen Maisha Auma [hier Eggers] / Grada Kilomba / Peggy Piesche / Susan Arndt (Hg.): Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland. 4. Aufl. Münster: Unrast 2020 [2005], S. 118-134; Hornscheidt / Nduka-Agwu (2013).