Das langsame Tempo des Wandels

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Das langsame Tempo des Wandels

Eine Erkundung ghanaischer Männlichkeiten von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart
THERESAH PATRINE ENNIN
Bildunterschrift
Theresa Patrine Ennin

Theresah Patrine Ennin ist Senior Lecturer im Fachbereich Englisch der University of Cape Coast, Ghana, wo sie lehrt und forscht. Sie promovierte 2013 in afrikanischen Sprachen und Literatur an der University of Wisconsin-Madison in den USA, wo sie als Fulbright-Stipendiatin tätig war. Zu ihren Lehr- und Forschungsgebieten gehören afrikanische Literatur und Männlichkeitsstudien. Im Jahr 2022 veröffentlichte sie ihr Buch Men across time, eine Studie über Männlichkeit in Ghana in Fiktion und Film.

Schon immer kam es zu Auseinandersetzungen um die Geschlechteridentität in Gesellschaften (Lee und Logan 2019). Die moderne Gesellschaft glaubt ein Monopol auf Veränderung und Widerstand zu haben. Es gibt jedoch genügend Belege aus historischen Berichten und anderen Texten, die zeigen, dass Widerstand gegen vorgeschriebenes Verhalten so alt ist wie die Welt. Die Geschichte ist gespickt mit Männern und Frauen, die gegen den Status quo kämpften und die Freiheit einforderten, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten (siehe Tamale 1996 und Schwartz 1989). Wissenschaftler:innen wie Mulvey und Killen (2014) sowie Gagné und Tewsbury (1998), die die Gender-Entwicklung im Laufe der Zeit untersuchen, interessieren sich dafür, wie Geschlechterunterschiede zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten wahrgenommen und gestaltet wurden, wobei sie in der Regel davon ausgehen, dass diese Unterschiede sozial konstruiert sind. Diese sozialen Gender-Konstruktionen im Laufe der Zeit schlagen sich  auch als Veränderungen in den erwarteten Verhaltensnormen für Männer und Frauen nieder; und diese Veränderungen geben viel Aufschluss über das umfassendere soziokulturelle und politische Klima der jeweiligen Zeit. Die Erforschung des Männlichkeitsbildes in Ghana ist ein Bereich, der ständig wächst. Von großer Bedeutung ist die Arbeit von Stephan F. Miescher, Making Men in Ghana, die die im Wandel begriffene Bedeutung des Mannseins in Ghana anhand der Lebensgeschichten von acht älteren Männern aus Kwahu in der östlichen Region des Landes untersucht. Obeng (2003), Adinkrah (2012), Amoakohene (2004), Takyi und Mann (2006), Adomako Ampofo und Boateng (2007), Sarpong (1991) und Ennin (2022) sind einige der Wissenschaftler:innen, die die Vielfältigkeit und Dynamik von Maskulinität in Ghana bekräftigen.

Stephan F. Miescher | Making Men in Ghana

Indiana University Press | 323 Seiten | 26 USD

Eine kontextbezogene Diskussion über Ghana

Vor der Ankunft der Europäer im heutigen Ghana waren die verschiedenen politischen Gemeinschaften hauptsächlich Königreiche, in denen Könige, Oberhäupter und Älteste über ihre Untertanen und Familien herrschten (Osei, 11). Das männliche Verhalten wurde von der Gemeinschaft diktiert, und Abweichungen wurden ebenfalls durch die Normen und Vorschriften der Gemeinschaft geregelt. Das soll nicht heißen, dass männliches Verhalten statisch oder eindimensional war. In vielen historischen und auch fiktiven Berichten werden unterschiedliche männliche Verhaltensweisen in den verschiedenen vorkolonialen Gemeinschaften detailliert beschrieben. Die Menschen betrieben Subsistenzlandwirtschaft, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Sie handelten mit Nachbarn in nah und fern mit Edelmetallen und anderen Gütern wie Farbstoffen und Gewürzen. Der Status eines "großen Mannes" wurde durch die Fähigkeit eines Mannes erreicht, Reichtum in Form von Land, Frauen und Kindern zu erwerben. Mit dem Eintreffen der ersten Europäer änderte sich das Leben in dieser Region unwiderruflich. Der Bedarf der Europäer an Gewürzen und Gold verwandelte sich bald in Bedarf an menschlicher Arbeitskraft und gipfelte im transatlantischen Sklavenhandel. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Briten nach dem Abzug der Dänen und Holländer und der Niederlage des Asante-Reiches (Adu Boahen, 34) stetig an Macht in der Region gewonnen.

Der Kontakt mit den Europäern führte folglich zu zahlreichen wirtschaftlichen, politischen, militärischen und sozialen Beziehungen zwischen den Europäern und den Menschen an der Goldküste. Diese Beziehungen führten dazu, dass die Europäer einen großen Einfluss auf die Gesellschaften in der Region ausübten. Osei merkt an, dass "beispielsweise der Handel mit Menschen, Palmöl, Gold und anderen Rohstoffen eine neue Gruppe wohlhabender Afrikaner hervorbrachte, die eine potenzielle Quelle der Rivalität für die etablierten traditionellen Führer darstellte" (18). Das Auftreten dieser Gruppe führte zur Entstehung einer gebildeten Elite, die in den Dienst der Europäer gestellt wurde. Diese neue Generation von Männern begann, männliche Verhaltensweisen an den Tag zu legen, die sich von den bis dahin im Lande üblichen unterschieden. Ironischerweise waren diese ersten Intellektuellen für die Protestbewegungen gegen den britischen imperialen Expansionismus verantwortlich. In diese Zeit fällt auch die rasche wirtschaftliche Entwicklung und die darauf folgende Verstädterung.

Alle diese Veränderungen führten zu einer Schwächung einiger traditioneller Institutionen. Die starke Bindung an die Kernfamilie und die Stärkung der kernfamiliären Bindungen gingen auf Kosten der verwandtschaftlichen Bindungen und der traditionellen gegenseitigen Verpflichtungen. Pflichten und Verantwortung gegenüber Verwandten außerhalb der Kernfamilie wurden vernachlässigt, was zu Familienkonflikten führte (Nukunya 149). Die Wohnform, bei der die Familien in abgeschlossenen Bungalows lebten, sowie der Wegfall oder die Schwächung althergebrachter Sanktionen, die zur Aufrechterhaltung akzeptierter verwandtschaftlicher Verhaltensweisen dienten, trugen zur Herausbildung männlicher Verhaltensmodelle bei, die eine komplexe Mischung aus Tradition und Moderne darstellten. Der Reichtum, der bis dahin der alten Aristokratie vorbehalten war, wurde allmählich von den einfachen Leuten erworben, und mit diesem neuen Symbol für Macht und Unabhängigkeit ausgestattet, rieben sie sich an dem starren Autoritarismus der traditionellen Ordnung. Es war auch die Frustration dieser Gruppe über das koloniale System und die dadurch auferlegten politischen Einschränkungen, die ein Gefühl von Nationalismus und Antikolonialismus hervorrief, das letztlich die Unabhängigkeit einläutete (Adu Boahen, 104).

Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Konstruktionen und Manifestationen von Männlichkeit in ausgewählten Romanen, Theaterstücken, Filmen und Musikvideos aus Ghana, im vorkolonialen, kolonialen, unabhängigen und post-unabhängigen Zeitabschnitt des Landes. Antworten auf folgende Fragen werden gesucht: Wie werden Männer in ghanaischen Romanen, Filmen und Musikvideos dargestellt? Wie stellen diese Männer ihre Männlichkeit dar oder führen sie vor? Gibt es ein männliches Ideal, das in den Texten propagiert wird? Wie untergräbt oder verstärkt die Darstellung von Männern das in den Texten vertretene Männlichkeitsideal? Wie haben sich diese männlichen Vorstellungen und Identitäten im Laufe der Zeit verändert? Verändern sich diese maskulinen Verhaltensweisen allmählich und lassen sie neue Varianten zu? Was sagt das Vorhandensein dieser Varianten allgemein über die Theoretisierung von Männern, Männlichkeit und Geschlecht aus? Und wie ermöglicht diese Theoretisierung ein besseres Verständnis der Wechselbeziehung von Männlichkeit und Leistung?

Die Auswahl verschiedener Gattungen, die eine Vielzahl sozialer Terrains bieten, liefert den wichtigen soziohistorischen Kontext an intertextuellen Beziehungen, die die sich wandelnden Annahmen über Männlichkeit und maskulinen Haltungen beleuchten. Ich verwende die Genres daher als Spiegel des jeweils anderen. Ich habe sie auf diese Weise ausgewählt, um festzustellen zu können, ob das, was in einem Genre dargestellt wird, in den anderen verstärkt oder unterlaufen wird. Ich versuche auch herauszufinden, wie sich diese Genres gegenseitig ergänzen. Der Periodisierungsrahmen eignet sich für die für diese Studie erforderliche flexible Kategorisierung, damit die notwendigen Bezüge über Genregrenzen hinweg hergestellt werden können. So wird eine solide Diskussion über dominante Männlichkeitsdarstellungen in den untersuchten literarischen Texten über Zeit und Raum hinweg ermöglicht. Darüber hinaus stützt die Methodik an sich das zentrale Argument, dass in jedem sich verändernden Gebilde Rückstände vorhanden sind, insbesondere in der sich kontinuierlich entwickelnden Auffassung von Männlichkeit.

Aus der vorkolonialen Zeit untersuche ich A Woman in her Prime von Asare Konadu, The Healers von Ayikwei Armah und Anowa von Ama Ata Aidoo und erörtere die verschiedenen Männlichkeitbilder und Maskulinität im traditionellen Ghana. Diese Autor:innen unterwandern die traditionell vorherrschenden männlichen Ideale durch Protagonisten, deren Darstellung darauf hinweist, dass andere Männer in ihren Gesellschaften sich bewusst weigern, die zu einer bestimmten Zeit vorherrschende hegemoniale Rolle anzustreben. Darüber hinaus wird der subversive und vielschichtige Charakter männlicher Figuren herausgearbeitet, deren Darstellung Vorstellungen von einer statischen Definition von Männlichkeit in Frage stellt. In diesen Texten wird deutlich, dass an der Goldküste ein Mann als jemand wahrgenommen wurde, der hart arbeitete, seine Familie und sein Land mutig beschützte und daran glaubte, zur Fortführung seiner Stammeslinie Kinder zeugen zu müssen. Allerdings spiegeln die Texte auch wider, wie sich die Anwesenheit des weißen Mannes auf die traditionelle Männlichkeit auswirkte und eine Art von hegemonialer Männlichkeit schuf, die destruktiv ist, da sie Männern die Möglichkeit bietet, durch Ausbeutung des eigenen Volkes schnell Vorherrschaft zu erlangen. So zeigen die Handlungen von Kofi Ako in Anowa, wie tyrannisch, zerstörerisch und repressiv es ist, diese Hegemonie zu verkörpern. Wie er charakterisiert wird kommt einer Kritik gleich an seiner Gesellschaft, die sich weigert, andere Formen der männlichen Identität anzubieten und zu akzeptieren, die für Männer wie Frauen befreiend sind und Wege zu Wachstum und Entwicklung bieten. Ebenso verkörpert in The Healers Ababio diese zerstörerische und unterdrückerische Vormachtstellung; er versucht, andere Männer daran zu hindern, ihre eigenen Formen von männlicher Identität zu verwirklichen. Die Texte zeigen auch, dass es Männer in präkolonialen Zeiten nicht als Zeichen von Schwäche ansahen, ihren Liebsten gegenüber Zuneigung und Liebe zu zeigen. Interessant ist, dass im Leben dieser Männer und während sie sich durch ihre Welt bewegen, die wichtigste Konstante Veränderung ist.

Während der Kolonialzeit zeigt sich in The Narrow Path von Francis Selormey und in den Filmen Heritage Africa und I Told You So kritisch-analytisch die Schnittstelle von Geschichte und Verhalten. Anhand einer Figurenanalyse lässt sich schlüssig darlegen, wie sich Unterdrückung und Zwangsherrschaft in der Kolonialzeit und die damit einhergehenden Unruhen auf die Männlichkeit der Unterdrückten auswirkten. Eine solch unsichere und feindselige Atmosphäre verlieh den Männern zusätzlich Macht über die Frauen und diente der Rechtfertigung der Tyrannei über Frauen und Kinder, ja über jede Person, die als machtlos erachtet wurde. Daraus resultierte, dass eine potenziell männliche Eigenschaft, sich emotional zu engagieren und fürsorglich und nährend zu sein, definitiv nicht mehr zur Verfügung stand. Das koloniale Unterfangen wirkte sich stark auf traditionelle Männlichkeitskonzepte aus, da die sich verändernde Situation die Männer dazu zwang, neu zu bewerten, was sie wollten und wie sie sich präsentierten. Die Einführung der Geldwirtschaft, einer formalen Ausbildung und von Angestelltenberufen wirkte sich auf traditionelle Berufe in der Landwirtschaft oder Schmiedekunst aus und führte zum Streben nach Berufen, die mehr mit europäischem Geschmack und Werten in Einklang standen. Infolgedessen begannen die Männer, sich mit diesen neuen Wegen und Tätigkeiten zu identifizieren und die alten Bilder von Männlichkeit aufzugeben. Das vorherrschende Männlichkeitsbild ist das des kolonialen Subjekts, das sich die Lebensweise des Kolonisators angeeignet hat und wie dieser leben möchte, indem es seine eigene traditionelle Lebensweise für die seines neuen Herrn aufgibt, wie treffend dargestellt im Leben von Quincy Arthur Bosomfield im Film Heritage Africa.

Auch die Epoche, die den Kampf um die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit einläutete, hatte neben der Aufbruchstimmung und den hohen Erwartungen Auswirkungen auf die Darstellung der Männlichkeit der Figuren in den ausgewählten Texten. In den Romanen Beyond the Horizon und The Beautyful Ones Are Not Yet Born sowie in dem Film Kukurantumi: Road to Accra erleben wir den Kampf um die Unabhängigkeit und seine Folgen. In dem Film Kukurantumi: Road to Accra geht Addey in die Stadt, um zu arbeiten und seine Familie zu unterstützen, aber während er in der Stadt um seinen Lebensunterhalt kämpft, zerfällt die Familie. Mensah, ein älterer Mann, der eigentlich für traditionelle Werte und Moral steht, ist ein Betrüger. Er schläft mit Mädchen, die so jung sind, dass sie seine Töchter sein könnten. Die in dieser Umgebung entstehende verdorbene Männlichkeit resultiert aus den Belastungen in der damaligen Zeit. Die Frauen geben kein besseres Bild ab, denn viele Mädchen in der Stadt verdienen ihren Lebensunterhalt als Prostituierte. Diese perverse Situation setzte sich unvermindert auch in den 1980ern und Neunzigern fort.

Amma Darko | Beyond the Horizon

Apollo | 208 Seiten | 11,99 USD

In Beyond the Horizon zeigt Darko, dass das Hegemonialstreben ausbeuterische Männer gebiert. Dies zeigt sich in Akobis Beziehung zu seiner Frau Mara, die er körperlich und seelisch missbraucht. Darüber hinaus nutzt er Maras Sexualität für seinen eigenen Profit und sozialen Aufstieg aus, indem er sie zum Objekt sexueller Begierde für Männer in Deutschland macht. O'Connell und Odamtten (2007, 52) stellen fest, dass illegale ausländische Frauen im Westen zu Sexualobjekten gemacht werden und dass die Beschäftigungsmöglichkeiten für diese illegal Einwanderten im Allgemeinen nur solche sind, die das Individuum entmenschlichen. Wenn Akobi Mara nach Deutschland einlädt und sie in die Prostitution zwingt, zeigt er damit, dass er Mara als Mensch nicht ernst nimmt. Beyond the Horizon ist der erste Text in der Textsammlung dieser Studie, der den Missbrauch und die Unterwerfung von Frauen im ghanaischen Kontext beleuchtet. Der Roman zeichnet ein ausgiebiges Bild von Frauen, die als Bürger:innen zweiter Klasse behandelt werden und denen die Rechte und Privilegien der Männer verwehrt bleiben. Außerdem werden Frauen als Eigentum dargestellt, das von Mann zu Mann weitergegeben wird. Die Bedeutung dieser Frauendarstellung könnte in der allmählichen Erosion traditioneller Werte und des gegenseitigen Respekts liegen, die mit der zunehmenden Verwestlichung Ghanas einhergeht.

Ama Ata Aidoo | Changes: A Love Story

The Feminist Press | 208 Seiten | 16,95 USD

Schließlich werfe ich einen Blick auf den "aktuellen" postkolonialen Zeitraum und untersuche die Veränderungen männlicher Identitäten ghanaischer Männer von den 1990er bis 2000er Jahren, wie sie in Filmen, Spielfilmen und Musikvideos dargestellt werden. Dies war in einer Zeit stabilen Wirtschaftswachstums, der Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion und des Zugangs zu Bildung, die die Entwicklung des Humankapitals in Ghana förderte und zu einem allmählichen Rückgang der Armut führte. Mit dem verbesserten Zugang zu Bildung löste der Dienstleistungssektor die Landwirtschaft als größten Wirtschaftszweig ab. Und da mehr Menschen im Dienstleistungssektor tätig sind, der größtenteils in den urbanen Zentren angesiedelt ist, zogen auch mehr Menschen in die Städte. Ama Ata Aidoos Changes: A love Story zeigt, dass sich zwar die Ehe und das Leben im Allgemeinen verändert haben, wie die Ghanaer sicher bestätigen können, dass sich dieser Wandel hingegen nicht in den traditionellen Konzepten von Männlichkeit niedergeschlagen hat, an denen die männlichen Figuren noch immer festhielten. Indem er diese Konzepte untergräbt, indem er ihre Schwächen und folglich ihre Unanwendbarkeit in einer neuen Situation aufzeigt, fordert Aidoo neue Arten der Darstellung des afrikanischen Mannes in der Belletristik, die deckungsgleich sind mit Forderungen aus Maskulinitätsstudien. Der Roman übt subtil Kritik an traditioneller Männlichkeit und stellt die Gefallsucht und Passivität, die mit afrikanischer Weiblichkeit verbunden ist, in Frage. Im "Nachwort" zum Roman argumentiert Tuzyline Jita Allan (1993, 185), dass Aidoos Werke nicht das "Opferdrama [ist], von dem man glaubt, dass es afrikanische Schriftstellerinnen beschäftigt". Vielmehr verleihe Aidoo ihren Figuren Handlungsfähigkeit und ein Gefühl für die eigene Individualität und Identität. In diesem Roman stehen drei männliche Figuren im Mittelpunkt: Oko, Kubi und Ali, wobei Ali derjenige mit den meisten Konflikten ist, da er versucht, in einem städtischen Umfeld Polygamie zu praktizieren, mit all den damit verbundenen Konsequenzen. Kubi und Oko versuchen, die beruflichen Entwicklungen ihrer Frauen zu manipulieren, um ihre Stellung als traditionelle Familienoberhäupter zu behalten. Diese Männer können als Opfer ihres Glaubens an bestimmte übernommene Definitionen dessen, was ein Mann sein sollte, betrachtet werden. Sie sind "Opfer und Mitwirkende ihres jeweiligen Schicksals" (171), wenn auch in neokolonialer Sphäre, die von den Dilemmata, die sich aus dem Verhandeln der Kluft zwischen Tradition und Moderne ergeben, behaftet ist.

In den Filmen und Musikvideos liegt der Schwerpunkt auf der physischen Erscheinung des Mannes und wie diese zu seinem Selbstbild vom "richtigen Mann" beiträgt. Als Larry in Perfect Picture in seiner Hochzeitsnacht sexuell impotent wird, bricht seine ganze Welt zusammen. Sein Leben bekommt erst wieder einen Sinn, als er seine sexuelle Potenz wiedererlangt. Ebenso verwandelt sich der einst liebevolle und fürsorgliche Jimah in dem Film Sinking Sands in einen missbrauchenden, mörderischen Ehemann, nachdem er schwere Verbrennungen im Gesicht erleidet und entstellt wird. Die Musikvideos zeigen den Mann als liebevoll und liebenswert. Das Neue an diesen Videos über Liebende ist, dass die Frauen zwar beteuern, die Männer in ihrem Leben zu lieben und zu brauchen, dass sie aber nicht so abhängig von den Männern werden, dass sie am Boden zerstört sind, wenn die Beziehung zerbricht. Dies steht im Einklang mit der Entwicklung der Beziehungen zwischen Männern und Frauen und der zunehmenden Selbstständigkeit der Frauen, die den Mann nicht mehr brauchen, um ein vollständiges, erfülltes Individuum zu sein. Es entsteht das Bild einer autarken Frau. In vielen dieser Musikvideos wird das Thema der wechselseitigen Beziehungen zwischen den Geschlechtern deutlich. Becca ist eine der Künstlerinnen, deren Texte die Bedeutung der Gegenseitigkeit in Beziehungen zwischen Männern und Frauen zu verstehen geben. In Hwɛ (2016) feiert sie die Liebe und wie diese ihr Leben bereichert und ihm einen Sinn gegeben hat. Sie lobt ihren Geliebten für die Freude und das Glück, die er in ihr Leben gebracht hat, und verspricht, ihn niemals gehen zu lassen. Auch wenn in den Musikvideos der männlichen Künstler das dominante Bild des Mannes zunehmend verschwindet, deutet das wiederkehrende Bild des Mannes als Beschützer und Versorger auf rückschrittliche Vorstellungen vom idealen Mann hin.

Das andere wichtige Thema, das in vielen dieser Musikvideos auftaucht, ist die Darstellung der sexuellen und romantischen Liebe, die sich an westlichen Vorstellungen von Liebe orientiert. Die Menschen im Westen glauben an die Bedeutung des Verliebtseins. Diese westliche Vorstellung von romantischer Liebe und idealisierter Sexualität verlangt nach einer Art von Männlichkeit, die den Kriterien eines romantischen Partners entspricht. Auf vielen Lifestyle-Webseiten und in Zeitschriften finden sich Leitartikel und Blogs darüber, was einen romantischen Mann ausmacht. Zu den Eigenschaften gehören Zuneigung, Aufmerksamkeit, Sensibilität, Unterstützung und Loyalität. Viele dieser Eigenschaften verlangen vom Mann, dass er sich verletzlich zeigt. Daher passt das hypermaskuline Bild des stoischen, unbeugsamen, unergründlichen Mannes nicht zu dem romantischen Ideal, das in diesen Musikvideos propagiert wird.

Ich komme daher zu dem Schluss, dass es neben dem vorherrschenden Männlichkeitsbild, das in jeder Epoche im Land vorherrscht, bestimmte Bilder gibt, die sich durch Zeit und Raum ziehen. In jeder historischen Periode findet sich der Mann, der davon überzeugt ist, dass seine Männlichkeit vom Reichtum abhängt, und der daher alles tut, um Reichtum zu erlangen. Dieses männliche Verhalten ist ein Überbleibsel des Images vom "großen Mann", das in der vorkolonialen und kolonialen Zeit vorherrschte, sich aber in der heutigen Zeit verändert hat. Es zeigt, dass Reichtum immer noch ein wichtiges Element in der Verfasstheit ghanaischer Männer ist. Das andere allgegenwärtige Bild ist das des virilen, sexuell leistungsfähigen Mannes, der Kinder zeugen kann. In allen Epochen wollten Männer in der Regel Väter sein, und ihre sexuelle Potenz ist ein wichtiges Merkmal der Männlichkeit geblieben. Es ist bemerkenswert, dass die zunehmend sichtbare toxische und verdorbene Männlichkeit in der Zeit nach der Unabhängigkeit Ghanas in den Erzählungen zu finden ist. Das raue wirtschaftliche Klima und die Aushöhlung traditioneller Werte und Praktiken in einer zunehmend kosmopolitischen Zeit haben dazu geführt, dass sich Männer leicht zu Zorn und Gewalt hinreißen lassen und gefährlich am Rand eines Abgrunds leben. Diese Wut könnte teils als irrationale Reaktion angesichts der Ohnmacht erklärt werden, die sie im Gleichstellungskampf der Geschlechter im dem sich wandelnden Umfeld in Ghana erfahren. Eine weitere bedeutsame Erkenntnis ist, dass immer mehr Männer auf der Suche sind nach vielfältigeren Möglichkeiten zur Präsentation ihrer männlichen Identität, die sich von der normativen Praxis in ihren Gemeinschaften unterscheiden. Obwohl diese Arbeit das Vorhandensein bestimmter stereotyper Männerbilder in den Texten anerkennt, behaupte ich, dass ihr Vorhandensein ein Beleg für das langsame Tempo des gesellschaftlichen Wandels ist.

Quellenangaben

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